[MOC] Feuerwehr Kranwagen um 1960 (Magirus-Deutz Kranwagen 16)

  • Der Große für's Schwere

    Es war mal wieder ein langer Weg von der Idee bis zum Modell: Angefixt zum Bau hat mich ursprünglich das Bluebrixx Pro Bundeswehr-Set zum "LKW 7t gl 6x6 Autokran 4". Das kantige Profil der Front und des Aufbaus gefielen mir, sodass ich schauen wollte, daraus eine rote Version zu bauen. Außerdem fand ich die Idee zur Gestaltung der Kotflügel einfach nur genial und wollte diese unbedingt selber probieren. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sich der Kranaufbau der Feuerwehr-Kranwagen von den Bundeswehr-Kranwagen ziemlich unterschied (anderer Hersteller). Die BW-Version ließ sich schließlich noch relativ leicht mit Standard-Teilen umsetzen. Als ich dann den Gerüstaufbau gesehen habe, staunte ich nicht schlecht. So schnell würde es dann doch nicht gehen. Nach einigen Versuchen, dies mit Stangen zu lösen, gab ich es erstmal auf, bis ich irgendwann bei einem anderen MOC die Verwendung von Pneumatik-Schläuchen in Verbindung mit Minifiguren-Händen zum Gerüstbau gesehen habe. Mit diesem Lösungsansatz wollte ich es nochmal wagen. Das Ergebnis davon möche ich euch nun zeigen.

    Das Original

    Ein eigentliches Original (im Sinne eines konkreten Fahrzeugs), abseits der Grundbaureihe Kranwagen 16 von Magirus-Deutz, gibt es für mein Modell nicht. Aufgrund der speziellen Aufgabe des Fahrzeugtyps, gab es hier auch eher wenig Varianz in der Ausstattung bei den Wehren - dennoch gibt es sie! So habe ich Bilder zu Kofferaufbauten für die Materiallagerung hinter der Fahrerkabine gefunden, als auch ohne (da dies die gängige Version ist, ist der Aufbau hier auch bei mir offen). Auch wenn der Grundanstrich gerade in der Anfangszeit meist wohl rot-schwarz war, existieren etliche Beispiele zu den unterschiedlichsten Markierungsanstrichen mit weißer Kontur, weswegen ich hier meinem persönlichen Geschmack freien Lauf ließ. Auch viele Details in der "Zusatzaustattung", wie Martinshörner, Arbeitsscheinwerfer, Lautsprecher usw. unterschieden sich im Hinblick auf Menge und Anbringungsort ziemlich deutlich zwischen den Fahrzeugen, zu denen sich öffentliche Bilder finden ließen. Entsprechend frei war ich dann in der Unterbringung am Modell.

    Hintergundwissen

    Während bei meiner BW-Inspiration eigentlich ein Magius-Deutz Jupiter 6×6 (ab 1964 „M178D15A“) als Pate stand, waren es bei den damaligen Feuerwehrkränen von Magirus-Deutz stets ein Uranus (ab 1964 „250D25“), was beim direkten Vergleich - 178 PS und 15 t Eigengewicht zu 250 PS und 25 t Eigengewicht - schon ein wesentlicher Unterschied ist, auch wenn äußerlich manche Gemeinsamkeiten bestehen.

    Mit dem dreiachsigen Uranus produzierte Magirus-Deutz ab 1954 nicht nur den schwersten, sondern zugleich auch einen der am stärksten motorisierten Lastwagen in Deutschland. Die Entscheidung, nun neben den damals noch vertriebenen Rüstkranwagen reine Kranwagen zu entwickeln, basierte auf den damaligen Mangel solcher Fahrzeuge in Deutschland. Musste man schwere Lasten heben, standen großteils nur veraltete Fahrzeuge oder Kräne zur Verfügung, welche keine hohe Traglast besaßen. Das wollte man auf einem Schlag beheben, weswegen zunächst ab 1958 der Kranwagen 15 (15 t Traglast) verkauft und wenig später - 1960 - der sogenannte Kranwagen 16 (16 t Traglast) vertrieben wurde. Zum Vergleich: Von Magirus selber hergestellte Rüstkranwagen hatten bis dahin nur eine Traglast von 7-10 t und bei der Konkurrenz sah es damals nicht viel anders aus, weswegen vor allem der Kranwagen 16 ein Verkaufsschlager in dieser Sparte wurde. Dies wollte man 1969 mit dem Nachfolger Kranwagen 20 weiter verstetigen, allerdings gab es damals bereits die ersten Teleskopkräne auf dem Markt, die wesentlich flexibler waren, womit die Modellsparte seitens Magirus letztlich 1976 eingestellt wurde.

    Auch wenn die Aufgabe des Kranwagens relativ klar ist, so war der Kranwagen 16 doch mit einiger Zusatzausstattung gesegnet:

    • Im Heckbereich gab es ein paar ausklappbare Stützrollen, mit denen es unter anderem möglich war, Lasten zu verfahren, wenn der Kran zum Heck hin lag.
    • Ebenfalls im Heck befand sich eine Spillseilwinde (etwa 15 t Zugkraft nach hinten und 8 t Zugkraft nach vorn).
    • Im Kranausleger befand sich ein ausfahrbarer Hilfsausleger, welcher die max. Ausladung um 2 m auf nun 6,8 m verlängerte.
    • Quasi am Hauptarm anliegend, saß im Heck ein A-förmiger Zusatzausleger für leichte Bergungs- und Abschleppaufgaben.

    Das Modell

    Genug geschrieben, lassen wir mal die Bilder wirken:

    Im Heck habe ich sowohl die Stüttzrollen ausklappbar umgesetzt, als auch neben der eigentlichen Hängerkupplung die Rangier-Kupplung eingebaut. Die Spillwinde ist angedeutet, allerdings ohne Funktion.

    Der hintere A-Ausleger wurde mit einem Cobi-Formteil funktional umgesetzt. Leider sitzt sein Ende etwa 1-2 Noppen zu hoch über den Hauptausleger, allerdings fand ich bisher noch keine passendere Umsetzung.

    Der Steuerplatz für den Maschinisten ist soweit Lego-typisch rudimentär angedeutet. Die einzige Hauptanzeige (der Viertelkreis mit der Markierung) ist soweit korrekt, es gibt aber auch etliche Beispiele mit zusätzlichen Anzeigen für die Auslastung, welche aber wohl auf spätere Modelle zutreffen oder eventuell erst nachträglich im Laufe der Zeit montiert wurden.

    Besonders zufrieden bin ich mit der Unterbringung der Unterlegplatten und sonstigem Stützmaterial: Das meiste hält, ohne aufgenoppt zu sein, alleine durch die Klemmung mithilfe der Klappen an den Seiten.

    Umgesetzt wurden auch der obilgatorische Scheinwerfer, der markante Luftfilter und die Lufthornanlage.

    Natürlich wurden auch alle Stützen funktionierend angebaut. Bei den vorderen Stützen sind diese so geklemmt, dass die "Aufhängung" bewegt werden kann. Somit wird der Platz zwischen den Achsen optimal genutzt.

    Der ausfahrbare Hilfsausleger liegt stabil auf seiner Stange und kann bei Bedarf rausgezogen werden.

    Und natürlich lässt sich zumindest ein Fahrer reinsetzen.

    Modell in Aktion

    So, und nun das Ganze mal in "Bewegung" präsentiert. Fangen wir mit dem Grundlegenden an: Haken entsichern und Stützmaterial ausfahren und unterbauen.

    Sitz soweit alles?

    Dann fahren wir mal den Hauptarm hoch. Sieht soweit gut aus.

    Also direkt weiter mit dem Ausfahren des Hilfsauslegers und Last aufnehmen.

    Jetzt die Stützrollen ausklappen und die Last verfahren.

    Zum Abschluss den Zusatzausleger prüfen.

    Fazit

    Der Bau hat mir zwar einiges Kopfzerbrechen bereitet, aber das liebe ich ja an dem Modellbau mit Klemmbausteinen: Stets abwägen, was lässt sich originalgetreu umsetzen und was nur passend andeuten. Am Ende muss für mich das Gesamtbild stimmig sein. Das ist mit hier aus meiner Sicht zu großen Teilen gelungen. Etwas Bauchschmerzen habe ich noch mit der Gestaltung des Zusatzauslegers - hier warte ich einfach noch auf den Geistesblitz. Vom Grunde her ist das Modell auch sehr stabil gebaut, sieht man mal vom Kranaufbau ab, welcher zwar nicht aus Zucker ist, aber natürlich mit Bedacht bedient werden möchte. Die Gestaltung des Gittergerüsts mit Hilfe der Pneumatikschläuche klappte soweit gut, auch wenn ich hier noch nach Möglichkeiten suche, auch gerade Querstreben umzusetzen, dann sähe das etwas originalgetreuer aus. Ansonsten hält es ganz gut in den dafür vorgesehenen Klemmaufnahmen, wenn auch etwas locker, weil der Duchmesser des Schlauchs dann noch einen Mü zu klein ist, um wirklich zu klemmen. Deswegen steckt in den Hauptsträngen zur Zeit noch Alu-Draht, um das Aufstecken zu erleichtern. Im Grundsatz ist der Aufbau aber auch ohne den Draht stabil genug.

    Die Kranfunktion kann derzeit zwar angedeutet werden, allerdings kann man kein wirklich schweres Gewicht anhängen, da zum einen die Kabelrollen zu leichtgängig sind und auch die "Hydraulik"-Stützen ziemlich am Gewicht des Auslegers knabbern (wobei das anfangs noch händelbar war, aber anscheinend verlieren selbst die Lego-Zylinder mit der Zeit an "Klemmkraft"). Hier würde wahrscheinlich ein Austausch mit schwergängigem (sprich: minderwertigen ;) ) Material für Abhilfe sorgen, aber mir genügt im Moment die Umsetzung für die Vitrine.

    So, das soll's erstmal wieder gewesen sein. Bis zum nächsten MOC. :)

    2 Mal editiert, zuletzt von caliban (19. März 2023 um 21:45) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

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