Große Klappe, nichts dahinter.
Gefühlt ist die letzte Wache (60375) von Lego noch nicht verdaut, da kommt auch schon der Nachfolger. Zugegeben. nach der Schrumpfkur der vergangenen Jahre mit nur einem Stellplatz sah die neue Wache auf den ersten Blick interessant aus, da sie zwei Tore enthält. Auf dem zweiten Blick offenbarte sich aber, dass es trotzdem nur ein Fahrzeug gibt, der zweite Stellplatz ist wohl für den Geländewagen (60412) vorgesehen. Zudem wurde der typische Heli erneut durch eine kleine Drohne ersetzt und die Fahrzeuge passen anscheinend nicht vollständig in die Wache. Trotzdem: Mit 4 Feuerwehrleuten, einer Schlafmütze und einem (neuen) Hund ist die Wache nicht schlecht besetzt und hier offenbart sich mein eigentlicher Kaufgrund: Neue Drucke bei den Oberteilen! Jetzt gibt es eine offene Jacke sowie die Darstellung mit abgelegter Jacke nur mit Shirt und Hosenträgern. Endlich kann man mal mehr Diversität für während und nach dem Einsatz umsetzen. Zudem gibt es nun einen schicken Feuerwehr-Schlafanzug - wer´s braucht.
Was das Set sonst noch zu bieten hat, möget ihr nun erfahren.
Der Bau
Es ist übrigens das erste Set, bei dem mir die neuen Papiertüten (allerdings mit Innenbeschichtung) untergekommen sind. Beim neuen Löschflugzeug war noch alles Plastik. Auch die Innentütchen waren großteils bereits aus beschichtetem Papier. Dem großen Set liegt ein erfreulich kleiner Stickerbogen bei. Hauptsächlich sollen damit die Bildschirme und die Drohne beklebt werden - also leicht verzichtbar.
Auch diesmal gilt leider wieder: Da Bricklink noch nicht alle neuen Teile listet, gibt es nur Fotos. Was mir zuerst auffiel, sind die neuen Kotflügel. Von außen sehen sie identisch zur 3387 (jeweils links im Bild) aus, sind allerdings in der Bebauung niedriger. Das erleichtert die Überbauung natürlich und ich bin schon gespannt, welche Farben noch rauskommen werden. Ansonsten liegen schwarze Achterbahnschienen für die Leiter bei und auch der Korb ist erstmals in schwarz gehalten. Viele weitere recht neue Teile, welche es aber bereits seit letztem Jahr gibt, kommen in neuen Farben vor. Besonders empfinde ich noch die bedruckte Scheibe!
Der Bau geht Lego-typisch einfach vonstatten. Wie bei Fahrzeugen üblich, ist der grüne Energiekern vorhanden. Auch sonst war anscheinen für viele weitere Farben genug Platz vorhanden, wenigstens sind sie eher den "normalen" Farbtönen zuzuordnen.
Beim Bau des Fahrzeugs kommen eigentlich keine interessanten Bautechniken vor - eher kuriose: So werden Grillfliesen als Füller verwendet, für die Stopper der Türen werden Jumper genutzt und wofür das 1x4 Bracket dient, weiß wohl Lego selber nicht. Für den Halt des abnehmbaren Daches ist es zumindest nicht vonnöten.
Etwas interessanter ist da schon der Bau des RaketenWasserwerfers mit seinen Munitionsschächten.
Beim Bau der Station an sich fielen mir die vielen recht großen Formteile für die Wände auf. Diese wurden zwar auch in der Vergangenheit stets verwendet, aber hier empfinde ich es schon hart an der Grenze der Stabilität, WIE sie im Set verwendet werden. Eine versetzte Bauweise wird nämlich kaum angewandt. Erst durch Überbauung in der letzten Schicht findet dies statt. Entsprechend leicht könnte man den ganzen Bau an den Wänden eindrücken. Das hat wohl auch Lego erkannt und dafür extra auf der Rückseite eine Verstärkung mit Liftarmen umgesetzt. Zumindest gehe ich davon aus, dass dies der Grund ist, den ansonsten haben sie keinerlei Funktion. Entsprechend aufgesetzt und hässlich sieht das aus.
Interessanter ist da schon die Umsetzung der Tore. Diese sind erstmals nicht als Rolltor mit klassischen Elementen umgesetzt, sondern mit einem starren Garagentor, welches über Balljoints an den Seiten in einer gebauten Führung geschoben wird.
Insgesamt besteht die Wache aus drei einzelnen Teilen, welche zusammengesteckt bzw. aufgesetzt werden. Das klappt auch ganz gut, allerdings frage ich mich, warum dazu ausgerechnet gelbe Pins (ohne Friktion) genutzt wurden. Noch auffälliger sind wohl nur die blauen, aber an die hat man sich fast schon gewöhnt.
Das fertige Modell
Fangen wir mit dem Fahrzeug an. Dieses ist entgegen dem Set-Titel nicht nur ein Drehleiterfahrzeug - es kann auch mit einem Wasserwerfer ausgestattet werden. Dazu wird einfach das Leitermodul samt Drehteller abgehoben. Nette Idee, das ganze etwas Modular zu gestalten und sicherlich auch ein schickes Spielfeature, täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass man dazu früher zwei Fahrzeuge im Set hatte. Zudem soll das überflüssige Modul dann (laut Anleitung) in der Halle 2 aufbewahrt werden. Dazu sind extra Noppen platziert worden. Allerdings klappt das freilich nur für den Wasserwerfer ganz gut, die Leiter steht dabei fast komplett draußen.
Ansonsten ist das Fahrzeug eher schlicht gehalten, dafür aber auch sehr stabil. Als weitere Funktion bietet es nur noch zwei Fächer für Material (wobei außer dem Feuerlöscher nichts hineinpasst) sowie eine Anhängerkupplung. Da es im Set keinen Anhänger gibt, gehe ich davon aus, dass man hier eventuell den Schlauchbootanhänger aus dem Set 60412 dranhängen soll - oder natürlich auch eigene Kreationen. Anscheinend ist auch ein Hauptmotiv der neuen Designreihe, dass die Wassertanks der Feuerwehr deutlich sichtbar und in blau gehalten sind. Das soll wohl die sonst schlichte Gestaltung zumindest etwas aufpeppen. Dass die Grundfarben zudem zu rot-schwarz gewechselt sind, finde ich etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber wohl auch reale Vorbilder. Umso erfreulicher, dass das Fahrzeug ganz ohne Sticker auskommt.
Die Wache wiederum haten neben einigen Details auch viel verschenktes Potenzial zu bieten. Kurzer Hinweis: Aufgrund der Bildergrenze folgen viele Bilder erst im nächsten Post. Beginnen wir beim Design: Von vorne betrachtet sieht die Wache gar nicht mal sooo schlecht aus. Ist halt ein moderner Betonklotz mit massiv wirkenden Säulen, die die Tore umfassen. Sieht man aber mal von der Farbgestaltung ab, wirkt es weniger, wie eine Feuerwache, sondern wie ein Bunker. In den Hangarn könnten genauso Panzer oder - etwas futuristischer - Mechs stehen. Diese hätten dann auch deutlich mehr Platz, als die langen Fahrzeuge der Feuerwehr. Gerade mal die Vorderräder passen nämlich auf die Platte. Das liegt nicht nur am generell flachen Design der Wache, sondern auch die schräg anliegenden Tore nehmen nochmal Platz weg. Das ist ein deutlicher Rückschritt zu vergangenen Wachen. Zwar gab es auch früher schon Stellplätze, bei denen die Fahrzeuge nicht komplett reinpassten, dafür wurden sie aber stets durch Stopper im Boden an dem Platz gehalten! Im Grunde genommen hat man trotz der möglichen Spieltiefe von knapp 11 Noppen (ein Teil geht schon durch den kleinen Vorplatz flöten) tatsächlich nur eine Front der Wache. Zumal, wenn die Fahrzeuge in den Stellplätzen parken, sowieso kein Platz mehr in der Wache ist. Das macht die vielen Durchgänge fast schon obsolet. Der eigentliche Spielraum auf der Platte beschränkt sich somit auf den mittleren (offenen) Platz sowie dem Obergeschoss. Dadurch, dass so viel offen steht, fragt man sich zumindest als Erwachsener, wieso die Wache überhaupt eine Eingangstür besitzt. Da fällt auch die standardmäßig fehlende Treppe ins Obergeschoss - Tradition verpflichtet - nicht mehr ins Gewicht.
Doch ich schweife ab, eigentlich wollte ich ja zuerst das Design besprechen. So einigermaßen gelungen die Vorderseite ist, so stark fällt es auf den beiden Seiten ab und die Rückseite ist einfach nur noch scheußlich. Die quer verlaufenden Technik-Bricks könnte man mit Wohlwollen vielleicht noch als sichtbare Träger gelten lassen, die Liftarme allerdings ergeben überhaupt keinen funktionalen Sinn, außer eventuell dem Modell mehr Stabilität zu geben. Dass man dabei auf auffällig gelbe Pins zur Befestigung setzt: Ohne Worte! Auch dass bei den Toren von hinten die Stützplatten aus Tan sichtbar sind, stört das Design. Insgesamt sieht die Wache von hinten total uneinheitlich und gefrickelt aus. Dazu tragen auch die - aus meiner Sicht - sinnlos verteilten Plates aus Trans-Dark-Blue bei, die wohl nichts anderes, als Blaulichter AN der Wache darstellen sollen. Mit etwas mehr Mühe bei der Farbauswahl sähe das viel schicker aus - und das muss ich schon so schreiben, obwohl insgesamt die Farbpalette bei der Wache eigentlich sehr ruhig ist. Das war bei früheren Modellen der jüngeren Vergangenheit schon deutlich farbenfroher. Im Grunde genommen war man hier auf den richtigen Weg und hat es dann doch nicht ganz bis ins Ziel geschafft.
Das Obergeschoss sitzt, dank moderner Architektur, etwas versetzt auf. Es wird als separates Modul vorgebaut und sitzt auf wenigen Noppen auf, lässt sich also auch leicht wieder entfernen. Inwiefern hier für künftige Spielzwecke im Austausch mit anderen Sets gesetzt wurde, kann man derzeit nur vermuten. Im Grunde genommen befindet sich hier auch nur ein Schlafraum und die Einsatzzentrale. Diese wurde auf zwei Bildschirme begrenzt, müssen anscheinend alles moderne Touchbildschirme sein. Neben der schick gbrickten Kaffeemaschine fällt die Wurst im Brötchen auf. Statt rot ist diese nun (hell?)nougat. Es könnte also auch eine Siedewurst sein. Generell lässt mich der Platz mit Fragen zurück: Wieso schläft der Funker hier, der übertriebenermaßen auch nur im Schlafanzug dem Set beiliegt? Soll das der digitale Nerd sein, der für die eigentliche Arbeit nicht geschaffen ist? Anscheinend wird das wohl nur durch die animierte City-Serie beantwortet werden können (die ich nicht schaue), allerdings werden die Figuren im Set nicht mit Namen vorgestellt.
Ansonsten befindet sich auf dem Dach nur noch der Landeplatz, den derzeit die winzige Drohne besetzt (früher war bei dieser auch mal mehr dran). Der neue Hubschrauber (60411) wird wohl zu groß sein, da die Landefläche nur 8 Noppen umfasst, der Hubschrauber aber mind. 10 Noppen lange Kufen besitzt. Warum die Plattform drehbar ist, erschließt sich mir nicht.
Die Vorstellung der Figuren erfolgt aufgrund der Bildergrenze im nächsten Post.
Fazit
Bei dem Set lässt mich einiges mit Fragen zurück: Wenn man schon offensichtlich die Wache wieder etwas aufwerten wollte, wieso die steigende Teilzahl nicht auch dafür nutzen, dass die Fahrzeuge ordentlich Platz haben? Wenn man schon merkt, dass der Bau mit den vielen Formteilen zu Instabilitäten führt, wieso nicht ein anderes Design anstreben, anstatt sich hier mit Liftarmen zu behelfen? Ich meine: Es funktioniert, ja. Das Modell ist so, wie es jetzt vor mir steht, ausreichend stabil, lässt sich überall gut anfassen. Da gibt es nichts zu beanstanden. Aber es sieht halt auch eher dürftig aus und entfernt man die Liftarme, können die Wände eingedrückt werden (getestet).
Die Tore sind eine Geschmacksfrage. Von der Funktion her klappt alles, wie es soll und meine Junioren haben sich auf Anhieb mit dem neuen System verstanden und die fett dargestellten Nummern finden sie toll (ich auch ). Mit den klassischen Rolltoren wäre aber nicht nur mehr Platz gewesen, es würde auch nicht mehr so massiv bunkerhaft wirken. Allerdings muss ich zugeben: Ich spiele mit dem Gedanken, das Torsystem und die Hallengestaltung für andere Zwecke wiederzuverwenden. Denn im Space oder Militär-Bereich finde ich es gar nicht so unpassend.
Der "Witz" mit dem Nerd, der quasi auf dem Dachboden wohnt und (nebenbei) die Einsätze technisch unterstützt zündet bei mir nicht so richtig. Aber die Figur an sich finde ich schon toll und es ist Platz genug, um die Räumlichkeiten nach eigenem Gusto zu gestalten.
Überhaupt rettet sich das Set für mich nur mit zwei Dingen: Den neu gestalteten Figuren und den verwendeten Teilen. Gerade die wenigen, aber interessanten Drucke, sind eine willkommene Bereicherung der Teilekiste. Aber hier spricht auch wieder vorwiegender der erwachsene Teilesammler. Als Spielset hat es durchaus seine Berechtigung und die Junioren haben auch ihren Spaß damit. Wenn man allerdings weiß, was möglich gewesen wäre und früher möglich war, ist man als Käufer schon was ernüchtert. Und das Hauptmanko, dass das Fahrzeug nicht in die Halle passt, haben auch meine Kinder direkt als solchen erkannt! Spielfaktor hin oder her: Ein Anbau ist somit beschlossene Sache. Aber damit kann sich Lego nicht herausreden: Sie werben schließlich mit einer Wache und nicht mit einer Fassade! Wer das Set kaufen möchte, sollte also unbedingt auf passende Rabatte ab mind. 35% achten. Dann kann man sich das gerne als Grundstock gönnen und mit dem übrigen Geld die Teile kaufen, die man zur Vervollständigung braucht.