Modbrix CL230 - DDR Fire Truck (Robur)

Das hat der Ossi nicht verdient!

Lange hatte ich gehadert, ob ich mir das Modell kaufen soll. Denn es stand für mich schon vorher fest: Schön ist es nicht! Als es dann letztlich für 50% Rabatt verramscht wurde, war das Risiko entsprechend gering und Teile kann man immer gebrauchen. Hier also mein Erfahrungsbericht.

Der Bau

Etwas ungewohnt von Modbrix, kam das Modell in einem "fast" bedruckten Karton an. Letztlich war es ein weißer Karton mit Aufklebern, aber immerhin schon eine designtechnische Steigerung im Vergleich zu den schlichten braunen Kartons. Der Karton war gut gefüllt mit kleinen Tütchen, eine gedruckte Anleitung gibt es nicht. Dafür lag ein QR-Code bei, der zu der downloadbaren PDF-Anleitung führte.

Der Bau war etwas herausfordernd, was aber leider eher an der Teilqualität, als an den Bautechniken lag. So wird relativ früh der Unterbau gestaltet, welcher die Antriebswelle mit andeutet. Leider halten die Teile für die Welle so gut wie gar nicht: Zum einen werden sie nur über zwei Noppen geklemmt und zum anderen ist ihre Klemmkraft niedriger, als bspw. bei Lego. Am Besten erst ganz zum Schluss anbringen.

Danach geht der Bau eigentlich gut voran, die Teile halten sonst ganz gut, allerdings taucht dann ein anderes Problem auf: Fehlteile! Und das nicht wenige.

Schaut man sich die Teile laut Anleitung an, wird etwas klar, warum das so sein könnte: Ein paar werden wohl noch Designschutz seitens Lego besitzen. Tatsächlich lagen auch einige Teile "zuviel" bei, aus denen man die fehlenden Teile hätte nachstellen können. Allerdings nie zu 100% korrekt und teilweise in falschen Farben!

Das macht sich gerade bei den zu kleinen Brackets bemerkbar. Bei den fehlenden 1x2 Klemmen, welche zur Befestigung der Blaulichter genutzt werden, kann man das mit den "Hilfsteilen" (1x1 Plate + 1x1 Klemme) auch gar nicht umsetzen, da dazu an der Stelle im Dach eine Noppe fehlt.

Einen ganz dicken Klopper leistet sich die Bauanleitung dann bei der Gestaltung der Heckscheibe: Die angedachten Brackets passen so nie im Leben dahin! Deswegen blieb mir nichts anderes übrig, als die 1x4 Plate auszutauschen.

Das fertige Modell

Insgesamt kann man grob irgendwie die Vorlage erkennen. Allerdings gibt es einige Details, die mich bei der Umsetzung stören:

• Das Modell hat zuviel Bodenfreiheit bzw. wirkt der Unterboden leicht überbetont. Das mag zum Teil darin begründet sein, dass man unbedingt das Reserverad mit unterbringen wollte. Das führt aber dann zu dem recht hohen Aufbau.
• Da man ein Modell im 6-wide-Format umgesetzt hat, wundert es mich sehr, dass man für die Frontscheibe nicht auf die seit Jahren leicht erhältliche Scheibe mit Rahmen genutzt hat. Dadurch hätte man sehr leicht den Mittelsteg umsetzen können.
• Die markante Bauchbinde, eigentlich DAS Markenzeichen der DDR-Fahrzeuge, kommt überhaupt nicht zur Geltung. Die vorhandene Lösung ist viel zu dünn.
• Die Seitenwände der Ladefläche passen nicht zum Modell, wobei die Frage ist, was wollte man darstellen? Da keine Beladung und keine seitlichen Klappen angedeutet sind, ist es eigentlich die Pritschenversion des Robur. Dafür ist dann aber die Seitenwand zu hoch. Soll es eigentlich den LF darstellen, passt die Höhe der Seitenwand schon eher, aber dafür finde ich die dargestellen Einkerbungen zu extrem für den Maßstab dargestellt.
• Das Dach der Fahrerkabine ist ziemlich frickelig dargestellt. Statt des Formteils, wäre aus meiner Sicht eine Lösung aus mehreren Plates und Tiles besser gewesen. Dann hätte man auch die Blaulichter schöner befestigen können.
• Die Räder verwenden Verbinder mit Friktion, was bedeutet, dass sie sich nicht drehen. Nun gut, mag zwar kein Spielmodell sein, ist aber trotzdem unschön.
• Der hintere Aufbau hält komplett nur an zwei Noppen! Und da keine 2x6 Tile genutzt werden konnte, jede Seitenwand für sich nur an einer Noppe. Die Plane wiederum klemmt nur hinten auf zwei Noppen an den Seitenwänden. Insgesamt eine instabile Konstruktion, die in diesem Fall nur über die ausnahmsweise sehr gute Klemmkraft der beteiligten Teile etwas gerettet wird.
• Da die Radaufhängungen nicht unterbaut sind UND gleichzeitig eine geringe Klemmkraft besitzen, fallen sie sehr schnell ab.

Fehlteil-Service: Eine Erfahrung

Wie schon oben erwähnt, gab es hier einige Fehlteile, wobei sich später heraustellen sollte, dass das teilweise so gewollt war, da dafür andere Teile bereit lagen. Da man aber die Anleitung nicht angepasst hat, erwarte ich natürlich zunächst, dass man die Teile liefert, die man auch laut Anleitung nutzen soll (zumal es auch das Aussehen und die Stabilität gewährleistet). Nach einigen hin und her mit dem Service von Modbrix (hinter dem eigentlich nun Bluebrixx steht, der Kontakt lief aber weiterhin über die Modbrix-Mailadresse), bei der man mit Referenzhinweisen auf Bricklink-Teilenummern nichts anfangen konnte und man deswegen Bilder der Fehlteile schicken musste, wurde nach einiger Zeit dann auch geliefert. Im Grunde hat sich für mich dadurch aber nicht alles verbessert. So hatte ich nun 9 Fehlteile problemlos ersetzt bekommen, die Brackets sind aber weiterhin die falschen und auch die Tiles waren immer noch nur die kurzen, aber diesmal wenigstens in der richtigen Farbe. Auch bei den Klemmen hat sich nichts verbessert und habe schon wieder die Falschen erhalten. Im Gegenzug fehlen immer noch zwei Hinge-Teile, welche zu wenig geliefert wurden und sowohl für die Türgriffe, als auch die Heckklappe genutzt werden. Im Zuge des Reviews griff ich für die Klappe nun auf meinen Vorrat zurück, allerdings in der falschen Farbe. Außerdem sind die Spritzen, welche bei den Rückspiegeln verwendet wurden, natürlich auch in der falschen Farbe und wurde von mir auch nachgefordert, hierzu kam allerdings ebenfalls nichts mehr an. Was jetzt noch fehlt, werde ich allerdings nicht mehr nachfordern, dafür ist mir für die zwei Teile der Aufwand (=Umweltbelastung) zu groß. Allerdings bekommt Modbrix/Bluebrixx hier noch ein entsprechendes Feedback zurück.

Fazit

Zum Glück habe ich hier nicht allzu viel bezahlt. Ich hatte vorher schon einige Modelle von Modbrix und die Qualität ist bisher nie Spitze gewesen, aber was sich hier an Schnitzern in Bauanleitung, Fehlteilen und QS geleistet wurde toppt alles. Ich behaupte, das Modell hat nie jemand nach Anleitung vorher aufgebaut, sonst wäre der Fehler dort in der Konstruktion aufgefallen und das Ding hätte anders designt werden müssen. Dass man dann davon abgesehen einfach Teile verwendet, die laut Anleitung nicht vorgesehen sind, weil anscheinend der Lieferant die notwendigen nicht führt, zeugt nicht für ein ordentliches Vorgehen, wenn dann nicht mal die Anleitung dafür abgeändert wird.

Man kann es bauen. Man kann sich ärgern. Man kann es nach dem Bau links liegen lassen und am Besten nie wieder anfassen. Man kann es aber auch besser machen und man kann es wenigstens als Teilespender nutzen. Insofern: Schade, da wäre deutlich mehr drin gewesen. Eine sehr schöne Idee wurde grottig umgesetzt. Der Lohn ist die Produkteinstellung: Bisher ist das Modell nicht mehr käuflich erwerbbar. Hoffentlich bleibt das so.

Gerne darf die Vorlage erneut umgesetzt werden, aber dann bitte mit etwas mehr Liebe zum Detail.