Probricks PB94105 - Old House in the Woods

  • „Ich werde strampeln und trampeln,
    ich werde husten und prusten
    und dir dein Haus zusammenpusten.“


    Böser Wolf (kein Ziegel-Fan)

    Seit der Ankündigung, dass Steinchenshop.de eigene Sets explizit mit Gobricks rausbringen möchte, stand für mich fest, mind. eines der Sets zu testen. Letzten Endes entschied ich mich für eines der günstigeren Sets, was auch von den Farben her für mich notfalls als Teilespender herhalten könnte.


    Vorneweg: Das Set hat Licht- und Schattenseiten. Hier kommt es stark auf die eigene Erwartungshaltung an, ob man mit dem Gelieferten zufrieden sein wird, oder nicht. Meine Erwartungen waren:

    1. Mindestens ein guter Teilespender.
    2. Ein schickes Häuschen, dass man durch Umbau in eigene MOCs integrieren kann.

    Wie weit nun dies vom Set bedient wird, möchte ich nun berichten.

    Der Bau

    Das Set wird in einem eigens bedruckten Karton geliefert, der soweit alle notwendigen Außenansichten darstellt. Hier besteht dann auch schon ein erstes Problem: Im ganzen Set gibt es (Gobricks-typisch) keine Drucke, auf den Produktfotos werden die Pilze aber bedruckt dargestellt! Wem das im Vorfeld wichtig war, wird hier etwas enttäuscht sein. Der recht große Karton an sich ist nur zu einem guten Viertel mit Tüten befüllt. Daneben lag lose eine 2x16 Plate, ein transclear Rund-Stein (welcher später nochmal in einer Tüte vorlag) sowie die Visitenkarte mit dem QR-Code für die digitale Anleitung bei. In einer rundgepackten Tüte lagen gut geschützt die flexiblen Schläuche, welche später bei den Bäumen eine wichtige Rolle spielen.

    Die Qualität der gelieferten Steine ist bis auf einem Ausreißer durch eine zerkratzte und verdreckte Fliese nicht zu beanstanden. Durch die Teilenummern können alle dem Hersteller Gobricks zugeordnet werden.

    Der Bau verlief nicht ganz problemlos. So gibt es zum einen Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Bauanleitung, z.B.:

    • Teile, welche für einige Zeit nicht fest verbaut werden, sondern nur lose aufliegen.
    • Nicht sichtbare Platzierungen der zu verbauenden Teile.
    • Vereinzelt Probleme mit der Farbtreue der Darstellung.
    • Teile sollen an Stellen verbaut werden, wo sie in der Realität mit anderen kollidieren (betrifft nur Pflanzenstängel).

    Wobei diese Probleme zum Glück nur vereinzelt auftreten. Alles zusammengenommen kann man an zwei Hand abzählen. Manches hätte man auch durch eine andere Anordnung der Bauschritte bzw. eine andere Untergliederung der Bauschritte in Module, welche vorgebaut und später angefügt werden, abmildern können. So kann man den Schritt, die Plates für die Grundsteinlegung der Mauern aufzulegen sich sparen. Da das gesamte Gebäude später durch die schiefe Ausrichtung nur an zwei Noppen am Boden hält, liegen viele der Plates erstmal nur lose auf und stören nur. Mehr Details sowie Beispielen aufgrund der Bildergrenze im nächsten Post.

    Aber auch das Design an sich ist nicht ganz konfliktfrei: Beim Bau der Grundplatte werden einige Stellen nicht volständig unterfüttert, was zumndest bei der späteren Überbauung für leichte Probleme sorgt. Zudem werden die einzelnen Platten nur an wenige Stellen miteinander verzahnt, was die Grundplatte an sich etwas instabil macht.

    Die Konstruktion der Wände ist sehr kleinteilig, was zwar den Eindruck eines baufälligen Gebäudes verstärkt, aber beim Bau schon etwas mühselig sein kann. Zudem werden die Wände während des Baus lange Zeit nicht ausreichend miteinander verschränkt, sodass hier zum Teil Fingerspitzengefühl gefragt ist. Sobald der oberste Kranz geklemmt wurde, kann man sich hier aber entspannen. Naja, fast: Der Kamin hält einen – aus meiner Sicht – Designfehler parat, der einem später noch ärgert. So wird an einer Stelle mittendrin eine 1x2 Plate UNTER einer anderen 1x2 Plate geklemmt und auf dieser sollen später noch Bricks gesetzt werden. Es sollte keinen wundern, dass dies so nicht ohne Probleme funktioniert. Jetzt könnte man einwenden, dass man die fehlende Unterfütterung ja temporär mit den Fingern herstellen kann, allerdings erfolgt der Weiterbau des Kamins erst, wenn diese Stelle schon nicht mehr so leicht erreichbar ist. Hier musste ich dann einen Teil des Kamins Rückbauen, um dann vorsichtig die Bricks auf die Plate zu setzen. Das klappt, allerdings hätte ein anderes Design (z.B. mit einer längeren Plate) oder zumindest eine andere Anordnung der Bauschritte hier für Abhilfe geschafft.

    Ein anderes Problem war für mich fehlende Steine. Und das jetzt leider nicht vereinzelt, sondern als gesamte Teileart. So fehlten mir komplett alle 1x2 Plates in Reddish Brown sowie alle 1x6 Tiles in derselben Farbe, die ich laut Anleitung verwenden sollte. Zuerst dachte ich, dass ich das teilweise mit den 1x1 Plates kompensieren kann, und so zumindest die Fensterläden wie dargestellt klemmen zu können, allerdings werden diese später an anderer Stelle benötigt. Zudem gab es bei mir falsche Teile. Statt der benötigten 3x6 Wedges in Rechts-Ausführung lagen nur welche mit Links-Ausführung bei. Trotz allem konnte ich den grundlegenden Bau fortführen. Die Fehlteile betreffen vor allem die Gestaltung der Holzverzierung, die bereits angesprochenen Fensterläden sowie Verzierungen am Dach, wobei hier eine Stelle auch einen Teil des Daches halten sollte, was so nicht mehr wie geplant klappte. An dieser Stelle konnte ich das Dachteil allerdings zumindest locker auf den Kamin legen.

    Locker aufliegen ist auch das Stichwort für die Unterseite des Rundfensters. Hier erfolgt eine „Baurichtungsumkehr“ ohne sie fest zu vernoppen. Eine Stützung wird nur vorne geklemmt. Man kann die Unterseiten also leicht nach innen drücken.

    Das Dach verfolgt eine eher simple Befestigung über Hinge Bricks. Das ist zwar recht schnell umgesetzt, bereite aber teilweise Probleme bei der Umsetzung. Konnte ich die unteren Dachpartien noch relativ leicht aufklemmen, da ich hier leicht gegendrücken konnte, klappte dies bei den größeren Dachteilen nur noch bedingt bis gar nicht. Gerade die letzte Dachhälfte ist der Horror und für mich das größte Ärgernis am ganzen Bau gewesen! Hier brauchte ich mehrfache Versuche und einmal ist mir ein Teil des Hauses dabei kaputt gegangen. Hier helfen nur gute Nerven und Fingerspitzengefühl. Danach ist es fast geschafft. Allerdings bemerkte ich an der Stelle, dass der Dachfirst nicht wie geplant an der Stützkonstruktion befestigt werden kann, da diese zu tief sitzt. So kannte ich ihn nur lose auflegen. Wobei ich hier anmerken muss, dass die Auflage in Stangen sitzt, ich die Round Bricks eventuell also nochmal etwas hätte herausziehen können. Das habe ich aber nicht mehr probiert.

    Die Konstruktion der Bäume ist im Vergleich dazu simpel. Die Umsetzung der Äste erfolgt hierbei über Hände und aufgesteckten flexiblen Röhren, die man aber noch zuschneiden muss. Da ich diese eventuell für was anderes nutzen möchte, habe ich das aber ausgelassen.

    Das fertige Modell

    Hat man es geschafft, steht vor einem ein stimmiges Bild einer alten im Verfall begriffenen Hütte. Auch mit Fehlteilen macht der Anblick schon was her. Was das Handling betrifft: Der Unterbau ist nicht sehr stabil, sodass man die Hütte besser vorher abnimmt (was leicht möglich ist, da sie nur über zwei Noppen mit dem Boden verbunden ist).

    Fazit

    Bei der Bewertung des vorliegenden Sets gilt drei Ebenen zu berücksichtigen, die eigentlich generell gelten, hier aber aufgrund des „Erstlingswerks“ besonders erwähnt sein sollen:

    1. Des MOCers Werk, also Design und Bauanleitung,
    2. Des Lieferanten Beitrag, also die Steine.
    3. Sowie die Endkontrolle durch den Auftraggeber.

    Bei Punkt 1 muss ich sagen, dass das Design zwar am Ende recht stimmig ist, allerdings manche Kleinteiligkeit auch locker für eine besser Stabilität, vor allem während des Baus, hätte aufgegeben werden können. Hierzu zählen für mich die vielen 1x1 Fliesen, welche in den Wänden verbaut werden und man später eigentlich nicht mehr sieht. Hier sollte wohl durch deren Verwendung mehr Vielfalt in die Mauerspalte gebracht werden, da die Kanten sich hier bei den Teilen leicht unterscheiden. Allerdings ist dieser Unterschied ziemlich marginal, sodass man sich das hätte sparen können. Auch der Kamin hätte einen leicht angepassten Aufbau verdient, um ihn beim Bau stabiler zu haben. Die Dachkonstruktion hätte aus meiner Sicht ebenfalls anders ausfallen müssen, da der Aufbau zum Schluss sehr fummelig ist. Entweder hätten die Hinge Bricks besser unterfüttert bzw. die Stützkonstruktion anders gestaltet werden müssen, damit diese leichter befestigt werden können oder aber das Dach als lose Auflage gestaltet werden sollen.


    Was mich ein wenig enttäuscht hat, ist das „Riesen“-Loch im Boden. Es war mir ja schon klar, dass es keine Inneneinrichtung gibt, aber dann direkt noch den Boden einzusparen erschwert es mir schon etwas, hier selber für Abhilfe zu sorgen.


    Die Anleitung an sich enthält einige Stellen, bei denen ich mich frage, warum die bisher noch nicht aufgefallen sind. Meist sind diese nicht schwerwiegend, aber gerade, wenn Teile in der Realität kollidieren, sollte man das anpassen. Insgesamt lässt sich zwar nach der Bauanleitung das Modell fertig stellen, man muss aber an einigen Stellen mitdenken und hier und da sogar Vorblättern, um zum Ziel zu kommen. Aus meiner Sicht sollte die Anleitung zumindest an den offensichtlicheren Stellen nochmal überarbeitet werden. Bei künftigen Projekten sollte jedoch generell auf einen Bauablauf geachtet werden, der auch während des Baus für ausreichend Stabilität sorgt und Teile nicht einige Bauschritte in der Luft hängen lässt.


    Zu Punkt 2 gibt es nicht mehr viel zu sagen. Dass man auch Gobricks gesetzt hat, tat dem Modell sehr gut. Mit Teilen von schlechterer Qualität währ der Bau ziemlich spaßbefreit gewesen. So klemmten die Steine gut.


    Zu Punkt 3 kann ich natürlich nur mutmaßen, da ich keine Innenansicht habe. Durch die fehlenden Teile und der herausfordernden Anleitung kann ich zumindest das Fazit ziehen, dass hier Luft nach oben ist.


    Um das Ganze aber in Relation zu setzen: Auch beim deutschen Mitbewerber Bluebrixx lief anfangs nicht alles rund (und tut es manchmal immer noch nicht). Hier erfolgte eine Weiterentwicklung über nun fast drei Jahre. An diesem Punkt ist Steinchenshop (noch) nicht. Ich kenne die genauen Größenverhältnisse nicht, um aussagen zu können, wie groß nun der finanzielle und personelle Unterschied zwischen diesen Firmen ist, würde aber schätzen, dass Steinchenshop der kleinere Händler ist. Insofern kann man auch mit etwas Nachsicht an das Ergebnis herantreten, wenn natürlich der Produktservice – sprich Nachlieferung von Fehlteilen – funktioniert. Diese Nachsicht wird nicht jeder Kunde mitbringen, zumal ja auch eine gewisse Marktkenntnis dazu vorhanden sein muss, um das berücksichtigen zu können. Deswegen hoffe ich, dass dieses Set in gewisser Hinsicht einen Ausrutscher bei den nun veröffentlichten Sets darstellt und sich die Sache insgesamt für Steinchenshop lohnt. Denn das muss ich sagen: Das Gezeigte macht Lust auf mehr, wobei ich mich aber auch über etwas kleinere Sets für einen schmaleren Preis freuen würde.


    Insgesamt bin ich mit dem Gelieferten noch zufrieden. Der Bau war zwar auf eine Art herausfordernd, die ich nicht unbedingt als positiv bezeichnen würde, allerdings überzeugt das fertige Modell als Display. Als Teilespender taugt es für mich auch, allerdings muss ich zugeben, dass es kleinteiliger ausfällt, als ich vorher gedacht habe.

  • Auszüge aus der Anleitung

    Hier nun ein paar Beispiele, bei der mir die Bauanleitung nicht wirklich geholfen hat.

    Beispiel 1

    Diese Plate wird auf eine Höhe verbaut, welche genau eine Plate tiefer liegt, als die fesamte bisher gebaute Grundplatte. Das wird später auch nicht mehr erweitert, man hat sich also in der Höhe vertan. Letzten Endes habe ich sie einfach nicht verbaut.

    Beispiel 2

    An dieser Stelle wird eine Plate ohne weitere Unterfütterung geklemmt, auf der später weitere Bricks aufgeklemmt werden sollen. Ab einer gewissen Höhe kann man aber nicht von unten gegendrücken.

    Beispiel 3

    Hin und wieder werden Teile lose auf Tiles gesetzt. Meist werdn sie zumindest im nächsten Bauschritt überbaut, aber nicht immer sofort.

    Beispiel 4

    Beim Setzen der Pflanzenstengel wurde nicht auf Kollissionsfreiheit geachtet.

    Beispiel 5

    An diesen Stellen war mir nicht klar, welche Farbe verbaut werden sollte. Letzten Endes ging es mit den Teilen auf, wenn ich mich für die dunklere Farbe entschieden habe.

    Beispiel 6

    Es ist nicht erkennbar, wo genau diese Teile verbaut werden sollen. Übrigens ist mir bis jetzt nicht klar, warum es diese Modified Bricks an dieser Stelle braucht, da ihre noppige Rückseite nicht verwendet wird. Man hätte auch bei einer Teileart an dieser Stelle bleiben können.

    Beispiel 7

    An diesen Stellen kann man nicht erkennen, wo die Teile hin sollen. Das löst sich erst später in der Anleitung, wenn man die andere Seite gezeigt bekommt.

    Beispiel 8

    An dieser Stelle habe ich mich gefragt, warum hier nicht mehr versetzt gebaut werden sollte, das würde die Stabilität erhöhen.

    Weitere Bilder vom fertigen Modell

  • Vielen Dank *a1* für Dein ausführliches Review *d1* und die Hinweise.

    Persönlich habe ich ja auch mit einem, eigens kreierten, Häuschen von diesem Händler geliebäugelt. Nun bin ich schon etwas skeptisch, Dank Deiner Äußerungen. Für mich auch alles verständlich, einerseits Deine Kritikpunkte, anderseits auch die Schwierigkeiten beim Start eigener Kreationen. Zumal es sich hier um das "günstigste" Set handelt, mit "auch" nur ca.1670 Steinen, da gibt es schon sehr gute Hersteller, wo für diese Anzahl deutlich weniger aufgerufen wird. Ich denke mal, Steinchenshop.de kann Deine Erfahrungen nutzen, um die genannten Schwachstellen auszubessern.

    Halte uns bitte auf dem Laufenden, wie die Abwicklung der Fehlteile verlief.

    Möge die Klemmkraft der Noppen mit euch sein

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