- Preis
- 24,33
- Setnummer
- 101302
- Steineanzahl
- 417
- Erscheinungsjahr
- 2020
Bis ins 8. Obergeschoss und... nicht weiter!
Heute geht es um einen weiteren Spezialisten unter den Feuerwehrfahrzeugen: Die Drehleiter mit Korb. Auch dieses Fahrzeug steht jetzt erstmal nicht direkt in meiner Wehr, aber bei entsprechenden Einsatzmeldungen rückt aus der benachbarten Gemeinde deren DLK nach. Ja, richtig gelesen Bluebrixx, die Abkürzung für eine Drehleiter mit Korb ist DLK und nicht DL! DL würde für eine Drehleiter ohne Korb stehen, das eure Modelle (es trifft auch auf die Niederflur DL(K) zu) aber eindeutig nicht verkörpern. /Klugscheiss Ende
Weitere Details zum Original im Spoiler, ansonsten auf zum Modell.
Die korrekte Abkürzung wäre damit schon mal geklärt. Wobei, eigentlich nur halb. Da es auch bei den DLK unterschiedliche Leistungsklassen bzw. Rettungshöhen gibt, existieren natürlich dafür auch spezielle Kennzeichen. Genormt sind: DLK 12/9, DLK 18/12 und DLK 23/12. Für eine 100% korrekte Benennung müsste man noch zwischen einer DLK under einer DLAK unterscheiden. Das A steht dabei für Automatik und bedeutet, dass die Ausführung der Bewegungen Aufrichten, Ausfahren und Drehen gleichzeitig möglich sind. Dies ist aber eigentlich auch der gängige Typ, der in Deutschland verbreitet ist, womit dieser Unterscheidung im Kürzel eine geringe Bedeutung zukommt. Wichtiger sind die Kennzahlen: Die erste steht für die maximale Rettungshöhe und die zweite für die maximale seitliche Ausladung, also der Entfernung, die das Fahrzeug zum Gebäude haben muss, um die Leiter maximal ausfahren zu können.
Von den drei Typen spielt die DLK 23/12 die wesentlichste Rolle und findet dementsprechend auch ihre Verbreitung. Das liegt nicht nur daran, dass mit ihr das größte Modell vorliegt, sondern auch an der Tatsache, dass die Vorteile der kleineren DLK gegenüber den tragbaren Leitern der Feuerwehr deutlich geringer ausfallen.
Wer meine vorigen Reviews gelesen hat, wird schon über die Begriffe der vierteiligen Steckleiter und dreiteiligen Schiebleiter gestolpert sein. Dies sind die wesentlichsten Vertreter der sogenannten tragbaren Leitern (so genannt weil, nun ja, sie getragen werden. Abgrenzung dazu die Anhängeleitern und die Drehleitern) bei der Feuerwehr. Die maximale Rettungshöhe einer vierteiligen Steckleiter sind 7,20 m (reicht bis zum 2. Obergeschoss), die einer dreiteiligen Schiebleiter immerhin 12 m (reicht bis zum 3. Obergeschoss). Somit wird deutlich, dass die Beschaffung einer DLK 12/9 keine Steigerung bei der maximalen Rettungshöhe ergibt, da die genannten tragbaren Leitern zur Standardausstattung jeder Feuerwehr gehören (ok, eine Schiebleiter benötigt recht viel Platz bei der Verlastung, dazu muss eine Wehr auch ein entsprechendes Fahrzeug besitzen. Bei kleineren Wehren auf dem Land kann es durchaus sein, dass eine Steckleiter das Maximum ist). Der Vorteil einer Drehleiter gegenüber einer tragbaren Leiter ist der stabilere Stand und der schnelle Aufbau mit weniger Personal. Für eine Steckleiter werden mind. 3 Personen benötigt, bei der Schiebleiter schon 4. Die Drehleiter kann von 1-2 Personen aufgebaut und Einsatzbereit gemacht werden.
Mit einer DLK 23/12 kann maximal das 8. Obergeschoss angeleitert werden. Für alles, was darüber liegt, müssen die Gebäude entsprechend so gestaltet sein, dass z.B. ein zweiter baulicher Rettungsweg vorhanden ist.
Laut Bauordnung muss in Deutschland jedes Gebäude grundsätzlich so gebaut werden, dass in jedem Geschoss (mit Aufenthaltsraum) mind. zwei voneinander unabhängige Rettungswege ins Freie bestehen. Wer jetzt an seine Wohnung, Eigenheim oder Arbeitsplatz denkt, wo vielleicht nur eine Treppe nach unten bzw. nur eine Haustür nach draußen führt: Dies sind die ersten Rettungswege. Der zweite wird meist mit den Leitern der Feuerwehr über die Fenster aufgebaut. In Ausnahmefällen kann aber wie gesagt auch ein weiterer separater baulicher Rettungsweg (z.B. weiteres Treppenhaus) oder alternativ auch ein sogeannter Sicherheitstreppenraum als einziger Rettungsweg vorhanden sein. Dieser ist dann so gestaltet, dass Rauch und Feuer nicht so leicht eindringen können und verfügt auch über eine Abluftöffnung auf dem Dach.
Neben der augenscheinlichsten Aufgabe - der Herstellung eines weiteren Rettungs- und Angriffwegs - kann mit einer Drehleiter auch die Brandbekämpfung von oben unterstützt werden oder sie dient als Arbeitsplattform in großer Höhe. Weiter übliche Szenarien ist die Unterstützung des Rettungsdienstes beim Transport von Patienten aus großer Höhe (das muss nicht immer am Gewicht des Patienten liegen, sondern auch an dessen "Gebrechlichkeit". Der Transport über das Treppenhaus kann für alle Beteiligten belastend sein. Da ist die DLK schonender). Bis zu einem gewissen Gewicht kann eine Drehleiter auch als Kran verwendet werden, ist aber natürlich bei weitem nicht so Leistungsfähig.
TLDR: Gehen wir also mal davon aus, dass Bluebrixx sich eine DLK 23/12 als Vorbild genommen hat, wobei natürlich der Längenunterschied der Leiterteile im Minifigurenmaßstab sehr schwer umzusetzen wäre und mir bei einem Klemmbausteinmodell erstmal von geringer Bedeutung wäre. Die Beladung einer DLK fällt übrigens auch eher spärlich aus, soll sie schließlich hauptsächlich die Leiter bereitstellen. Trotzdem ist hier meist ein Grundsatz an Schläuchen und Strahlrohren verlastet sowie mittlerweile sehr verbreitet Strahler, Lüfter oder Monitore/Wenderohre, welche an den Korb montiert werden können. Für den Transport von Verletzten ist meist eine Schleifkorbtrage vorhanden. Da die Besatzung einer Drehleiter laut Norm aus einem selbstständigen Trupp besteht (also 3 Personen) kann sich direkt ein Trupp aus zwei Personen für den Einsatz im Korb ausrüsten (bei Bedarf mit Atemschutz), während der andere als Drehleitermaschinist die Leiter von unten steuert. Diese Ausrüstung, bzw. der Platz für die Personen sollte angedeutet sein.
Außenansicht
Die Produktbezeichnung ist mal wieder detailliert genug, um in diesem Fall auf einen Iveco EuroFire 150 E28 zu schließen. Aufgrund der Form des ersten Geräteraums hinter der Fahrerkabine kann man Magirus als Aufbauhersteller bestimmen. Dies und die im Modell umgesetzte Andeutung des Stromaggregats sprechen dafür.
Gut wiedergegeben ist die Front des Fahrzeugs. Die vorwiegend rote Verblendung ist typisch für Iveco. Die Form des Aufbaus ist ebenfalls gut vom Designer umgesetzt worden, wobei diese bereits im Orginal so rechteckig ist, dass sich eine Umsetzung mit Klemmbausteinen nahezu anbietet. Bei Gestaltung der Leiter wurde darauf geachtet, dass auch das Stromaggregat mit abgebildet wird. Andere Details weichen aufgrund der verwendeten Klemmbausteine leicht ab, fallen aber nicht ins Gewicht. In der Fahrerkabine kann eine Minifigur Platz nehmen.
Nachträglich ergänzt: Da der Bau schon etwas zurückliegt, ist mir dieses Detail selber erst später wieder aufgefallen. Man kann im Bild vom Unterboden sehen, dass ich an der Vorderachse eine rote 2x3 Plate verbaut habe. Die soll da laut Anleitung nicht hin. Allerdings reicht die Klemmkraft der Modified Plates an der Stelle nicht aus, um die Räder später stabil zu halten. Mit etwas zuviel Druck von oben, knickt die Achse entsprechend ein. Bei vielen anderen Modellen hat Bluebrixx mittlerweile eine Unterbauung vorgesehen, die das Problem löst. Bei diesem hier muss man sich selbst behelfen.
Innenansicht
Im Geräteraum auf der Fahrerseite befinden sich Äxte, welche man stellvertretend für das weitere Werkzeug ansehen muss. In den weiteren Fächern sieht man eine goldene PA-Flasche und die Teller für die Unterlage der Stützen.
Im Geräteraum auf der Beifahrerseite wird eine Schnellangriffshaspel dargestellt und die Round Plates darunter sollen wohl Bedienungen/Anzeigen einer Pumpe sein, was eher überraschend ist. Denn eigentlich werden Drehleitern fremdgespeist, besitzen also keine eigene Pumpe, da der wenige Platz auf dem Fahrzeug eher für andere Ausrüstung benötigt wird. Was vorhanden sein kann, ist ein in Buchten gelegter Schlauch für den schnellen Aufbau. Was in diesem Fach eher Sinn ergeben hätte, wäre die Darstellung der Halterung für die PA-Geräte. Aber man musste wohl einen Kompromiss eingehen, da man sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätte, um zumindest ansatzweise Löschmaterial darzustellen. Die zweite PA-FLasche im Fahrzeug findet man wieder in einem der Fächer. Im anderen Fach dann wieder Unterlegscheiben für die Stützen.
Mängel
Das Modell hat an zwei wesentlichen Stellen Probleme mit der Steinequalität, die dessen Funktionen beeinträchtigen. Die Stützen werden ausfahrbar in Pins gesteckt. Allerdings passen der Innendurchmesser der Pins mit dem Durchmesser der Stangen nicht ideal zueinander. Ich musste sie mit Gewalt quasi reinprügeln. Dadurch halten sie zwar, aber an ein rausziehen ist nicht mehr zu denken, ohne die betroffenen Teile wieder aus dem Modell zu bauen, um genug Kraft aufwenden zu können. Deswegen sieht man auf meinen Bildern auch keine ausgefahrenen Stützen (im Produktvideo von Bluebrixx, wo die DL kurz zu sehen ist, sind diese auch nicht ausgefahren. Ein Schelm, wer Böses denkt ).
Der andere wesentliche Mangel betrifft die Stabilität der Leiter an sich. Versucht man diese einhändig hochzufahren, löst sich entweder die hintere Verbindung zur Leiter oder der Aufsatz bricht in der Mitte auseinander. Die Klemmkraft der betroffenen Teile reicht an dieser Stelle leider nicht aus. Man muss schon vorsichtig die Leiter mit zwei Händen hochfahren, indem man den Aufsatz nach unten drückt, damit er sich nicht nach hinten wegbiegen kann. Funktioniert, würde mit Teilen besserer Klemmkraft aber deutlich einfacher sein. Die Leiterteile an sich laufen gut ineinander. Lediglich in der Hauptschiene (mit dem Gerüst) hakt es. Das liegt aber wahrscheinlich daran, weil es durch die Klemmung starrer und weniger flexibel ist.
Fazit
Tja, bleibt am Ende ein "Außen hui, Innen Pfui". Das Modell gibt das Original auf jeden Fall gut wieder. Die Beladung ist aber sehr rudimentär bzw. hätte man den Fokus auf was anderes setzen können.
Die Steinqualität bzw. dessen Schwankung in der Klemmkraft hat diesmal nicht dazu gereicht, um ein vollständig stabiles Modell bauen zu können. Es sei denn, man möchte es nach dem Aufstellen nie wieder anfassen bzw. die Stellung der Leiter wechseln. Dann stört das wahrscheinlich weniger. Ist die Leiter eingefahren und ans Dach geklemmt, kann das Modell überall angefasst und hochgehoben werden - selbst, wenn man nur an das Gerüst der Leiter fasst, klappt das überraschenderweise. Kleinere Farbabweichungen beim Rot sind wieder vorhanden, fallen diesmal aber gering aus. Am Auffälligsten ist es bei den Fliesen. Die Räder laufen dafür aber einwandfrei.