Ich möchte kurz meine Erfahrung zu dem Museum wiedergeben. Im idyllischen Sauerland gelegen, hat sich hier in der Nähe von Winterberg für den geneigten Klemmbausteinfan eine weitere Möglichkeit ergeben, auch in der Nähe von Urlaubsorten seinem Hobby zu frönen - und das bei Bedarf sogar mit Familie. Da ich mit selbiger vor Ort war, kann ich leider nicht mit Fotos dienen.
Ich werde das Erlebte nun aus drei Sichten schildern: Der nüchternen, der des erwachsenen Kindes und der des Kleinkindes.
Nüchtern betrachtet befindet sich das Museum in einer länglichen Halle mit dem äußeren Charme einer typischen Lagerhalle. Auch innen sieht vieles zunächst provisorisch und wenig einladend aus. Nicht, weil es zu dreckig oder zu laut wäre, nein. Aber gemütlich ist es nicht.
Man erblickt zunächst Regale über Regale - nicht von Exponaten, sondern von Verkaufsobjekten (Lego-Sets). Bevor man in den Ausstellungsbereich kommt, landet man sozusagen im Shop und Gastrobereich, wobei beides zu dem Zeitpunkt einen geschlossenen Eindruck machte (eventuell wurde hier gerade umgebaut). Teilweise war die Beleuchtung in dem Bereich ausgeschaltet.
An der Kasse stand ein freundlicher Junge junger Mann. Eintritt 8 € pro Person ab vier Jahren. Direkt daran schloss sich der beworbene Aktivbereich an, der sich grob in zwei Hälften teilte: Auf der einen Seite zum Teil nochmal Regale zum Shoppen, diesmal allerdings mit vorher abgepackten Lego-Einzelteilen oder Figuren. Dahinter dann ein Bereich, in dem man seine eigenen Minifiguren klemmen und bei Bedarf anschließend auch kaufen konnte (1,50 € pro Stück, ab 3 Figuren 1,20 pro Stück). Grundsätzlich eine nette (und von den Lego Stores bekannte) Idee mit einem Haken: Viele Teile waren schon abgegriffen, etliche Torso ohne Arme oder nur mit einem Arm oder die Hände fehlten. Das führt dann dazu, dass man - wenn man einen unvollständigen Lieblingstorso gefunden hatte - selber dazu überging, diesen aus anderen Torso zu ergänzen. Da viele schon sehr alt waren, musste man da schon vorsichtig sein, damit nichts brach. Etliche gebrochene Körper zeugten von weniger sensiblen Gebrauch. Dennoch bestand die Chance, einige vollständige Körper zu ergattern: Von Uralt bis jüngerere Vergangenheit.
Weiter hinten befanden sich zwei Vitrinen: In der kleineren war ein recht großes Hobbit-Dorf aufgebaut worden. Inwieweit die Häuser komplette MOCs oder "nur" gemoddete Lego-Sets waren, konnte ich nicht bestimmen. Auf jeden Fall waren sie in einer schön gestalteten Felderlandschaft eingebettet und mit allerlei Hobbits und Zwergen bevölkert.
In der weitaus größeren Vitrine war eine Legostadt mit Zugstrecke aufgebaut. Größtenteils bestand diese aus fertigen Lego-Sets, wie Modulars und auch einzelnen Spiel-Sets und Fahrzeugen. Der Zug konnte per Taste zum Fahren gebracht werden, dabei wurde auch die Stadtbeleuchtung aktiv und auch das Karussel drehte sich mit seinen beweglichen Figuren, die auf und ab hüpften: Sehr nett anzusehen, aber insgesamt ergab das noch kein rundes Bild, da es trotzdem noch einige offene Stellen gab.
In der Nähe befand sich dann eine der Spiel-Hauptattraktionen: Eine steile Fahrrampe für selbst gebaute Autos. Das Material dafür konnten sich die Kinder direkt aus den Schalen holen und dann gegeneinander antreten. Eine Vitrine weiter wäre wohl das Fahren mit ferngesteuerten Baggern möglich gewesen, aber diese waren leider nicht vorhanden.
In der anderen Hälfte befanden sich mehrere Wühltische: Zum einen, um daraus selber was bauen zu können und zum anderen, um bei Bedarf Teile selber abzupacken und zu kaufen. Preis pro 100g: 5 €. Da die großen Schalen ziemlich voll und zufällig befüllt waren, ist gezieltes Suchen ziemlich mühsam. Hier kann man nur auf nette Zufallstreffer hoffen. Der weitere Bereich wurde von Bautischen, einem Aktionsturm zum Blindbauen sowie einer Duplo-Spieleecke gefüllt. Ringsum gab es Regalfläche, um seine vor Ort gebauten MOCs auszustellen. Etliche Kinder hatten dies anscheinend bereits genutzt und man konnte einige fantasievolle Modelle entdecken.
Das eigentliche Museum beginnt dann weiter hinten und ist mittels Regalwänden abgetrennt. Im Grunde besteht es auch nur aus etwa 10 lang gezogenen Regalreihen, in denen die einzelnen Sets nur grob nach Kategorien geordnet sind. Technik und Star Wars haben auf jeden Fall ihre eigenen Reiche, der Rest ist ungefähr nach Jahren "sortiert". Im Grunde fehlt es hier meiner Meinung nach nach einem sinnigen Konzept zur Ausstellung, das sich auf die Spielreihen konzentriert, statt sklavisch nach Erscheinungsjahren (selbst das war nicht immer konsequent nachvollziehbar eingehalten worden). Schwerwiegender war aber die teils lieblose Zurschaustellung: Manche Sets waren nur unvolllständig aufgebaut oder auseinander gefallen. Teilweise lagen Tüten mit den übrigen Bauteilen in der Vitrine! Das machte auf mich mehr den Eindruck eine mir sehr wohl bekannten Anblicks: Nämlich meines eigenen Vitrinenschranks: Für den muss ich aber keinen Eintritt bezahlen! Hinzu kam dann die teils schlechte Beleuchtung. In den Vitrinen selber bestand diese meist nur aus irgendwelchen LED-Party-Beleuchtungsbändern. Eine richtige Deckenbeleuchtung wurde teilweise erst nach Erreichen der Bewegungsmeldergrenze aktiv und selbst dann war vieles einfach nicht richtig ausgeleuchtet. Schade um die vielen schönen Sets!
Und damit kommen wir zur Sicht des erwachsenen Kindes: Denn das bekommt für seine Nostalgie richtig viel Futter! Viele Setreihen sind zwar nicht vollständig, aber das Vorhandene reicht, um in Erinnerungen zu schwelgen. Da auch viele Neuheiten unter den Ausstellungsstücken sind, kann man sich auch ein Bild von den "realen" Platzverhältnissen machen. Man weiß ja heute, wie die Maße der Sets sind, aber diese mal aufgebaut zu sehen ist einfach mal was anderes. Oft mit der Erkenntnis: Ja, ist gut, dass ich es doch nicht gekauft habe. Kein Platz.
Der Aktiv-Bereich ist für das geneigte erwachsene Kind dann eigentlich nur insofern interessant, als dass es hier nach Figuren und Teilen wühlen kann. Nichts befriedigt doch mehr, als nach Space-Police, M-Tron und anderen Torso zu suchen und diese nach und nach zu komplettieren.
Am Ende wird wohl kaum ein Steineliebhaber das Etablissement verlassen, ohne nicht wenigstens ein "Souvenir" gekauft zu haben.
Zum Schluss also die Sicht des Kleinkinds: Boah wow! Überall Lego! Ah guck mal, Kisten, in denen ich wühlen kann. Cool, hier kann ich ein Auto fahren lassen und da kann ich endlich meine Traumfigur bauen. Papa, Papa, einmal zahlen bitte!
Fazit:
Alles in allem ein nettes kleines Lego-Mekka im Nirgendwo mit viel Potenzial. Insgesamt ist mir das Gebotene aber noch zu wenig, besonders im Hinblick darauf, dass bereits 4-jährige den Vollpreis zahlen und diese vom Museum eigentlich nichts haben. Man zahlt für diese eigentlich dafür, dass sie sich im Baubereich austoben können und da man bei jüngeren Kindern immer damit rechnen kann, dass diese die Eltern zum Geld ausgeben bringen, hätte es auch ruhig eine weitere Preisstaffelung für den Eintritt geben können.
Auch im Museumsbereich ist noch Luft nach oben, was die Präsentation angeht. Dennoch: Ich konnte einige nette Sets (wieder)entdecken. Es ist einfach etwas anderes, als wenn man nur alte Produktbilder schmökert. Auf die Uhr habe ich zwar nicht geschaut, würde aber schätzen, dass wir mind. 90 min, wenn nicht gar zwei Stunden da waren. Da die Kinder lieber bauen wollten, hatte ich vom Museum leider nicht viel, außer einem schnellen Rundgang.
Ob ich nochmal hingehen würde? Nur, wenn ich wüsste, dass die Ausstellung sich weiter verbessert hat oder durch Zufall nochmal in der Nähe Urlaub mache.
LEbertiGO Aktivmuseum
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caliban -
June 16, 2024 at 3:13 PM
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Interessanter Bericht Scheint schonmal eher ein Museum zu sein wie das was Brickstory da mit seiner Ausstellung als Museum bezeichnet. Schön zu lesen das es auch in Deutschland solche Wühltische gibt wo man sich die Steine selber raussuchen kann. Ich liebe es mir die Steine selber rauszusuchen. Das mit den Wühltischen kenne ich bisher vor allem von Youtube Videos aus den USA. Da hat das scheinbar fast jeder Legoladen. Blöd nur das das hier bei dem Museum dann immer mit den 8 € Eintritt gekoppelt ist. 5€ für 100 g finde ich auch etwas zu teuer. Im Legolädchen bezahle ich 3€ für 100g auch wenn da die Auswahl an steinen nicht so groß ist wie hier in dem Museum. 1,50€ für eine Figur, die man sich selber zusammenstellen kann und 1,20 ab 3 finde ich dagegen in Ordnung. Vor allem wenn man wie hier erwähnt wurde dort auch auch ältere Figuren zu finden sind.
Sowas vermisse ich hier in der Region um Köln herum. Ich kenne bisher nur den einen Legoladen wo man sich Teile selber raussuchen kann. Leider dauert es da aber recht lange bis mal wieder neue Steine dazukommen und Figuren die man sich zusammenstellen kann gibts dort auch nicht. Ansonsten hatte ich hier und da mal Glück auf Trödelmärkten das die Verkäufer das erlauben sich die steine rauszusuchen oder sich Figuren selbst zusammenzustellen..
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Ist ja nur ein kurzes Stück weg von zuhause. Die 8 € sind natürlich einiges, aber vielleicht mal im Sommer in Verbindung mit eine kleinen Cabrio-Tour.