- Preis
- 17,95
- Setnummer
- 103336
- Steineanzahl
- 302
- Erscheinungsjahr
- 2021
Es wird mal wieder Zeit für etwas Klasse
Ich zeige hier ein weiteres Modell, auf das ich, seit der Ankündigung bei Bluebrixx, schon sehnsüchtig gewartet habe. Zum einen herrscht bei mir trotz allem ein kleiner Sammeltrieb, was die deutschen Feuerwehrmodelle von Bluebrixx betrifft und zum anderen finde ich die historischen Modelle dann doch ziemlich interessant. Außerdem liegen braune Leiterteile bei – das ist dann doch schon eine eher seltene Farbe in der Lego-Welt.
Wie auch in meinen anderen Reviews zu Feuerwehrfahrzeugen, werde ich auch hier einen Vergleich zum (historischen) Vorbild ziehen. Wer sowas nicht braucht, kann´s gerne überspringen.
Die Produktbezeichnung seitens Bluebrixx gibt diesmal keinen Hinweis auf das Vorbild. Allerdings gelangt man recht schnell über eine Google-Suche mit passenden Stichwörtern zu einigen Bildern mit Eckhaubern in der Feuerwehr. Dort sticht dann ein Modell besonders hervor, was auch rasch als eindeutiges Vorbild identifiziert werden kann: Magirus-Deutz 150 D 10 A, wobei die 150 die PS-Leistung angibt, D für Direkteinspritzung, 10 für zulässiges Gesamtgewicht in Tonnen und A für Allradantrieb steht. Manchmal wird man noch die Bezeichnung Merkur als Angabe finden. Ein Überbleibsel als Magirus-Deutz seine Typenbezeichnungen in den 60ern änderte. Vormals wurden die verschiedenen Fahrgestelle als Marketing-Gag nach Planeten (und Sterne) benannt, aufgrund des verwendeten Planetengetriebes. Die Rückbesinnung auf nüchterne Zahlen machte aber es dann wohl leichter für den Kunden, die Leistung der unterschiedlichen Modelle einzuschätzen.
Der 150 D 10 A zählt zu den sogenannten Eckhaubern der 2. Generation, welche von den Zeitgenossen angeblich als äußerlicher Rückschritt betrachtet wurden, da die Eckhaube eher an die Fahrzeuge der 1. Generation erinnerte, welche kurz nach Kriegsende bis Mitte der 50er gebaut wurden und danach eigentlich durch die ikonischen Rundhauber abgelöst werden sollten. Es zeigte sich aber, dass die aus einem Stück Blech hergestellte Rundhaube bei Fahrten im schweren Gelände sehr leicht Schäden durch Verziehen erlitt und dabei sogar aufspringen konnte. Deswegen besann man sich zunächst bei den Allrad-Modellen wieder auf die Eckhaube, welche aus mehreren Teilen bestand, die mehr Spiel boten.
Jedenfalls ist das Modell 150 D eines der meistverkauften Fahrzeuge bei den deutschen Feuerwehren und wurde dort meist als Löschgruppenfahrzeug oder Tanklöschfahrzeug eingesetzt. Dort beherrschten sie das Straßenbild bis weit nach dem eigentlichen Produktionsstopp 1971.
Allerdings trifft dies nicht auf unsere Wehr zu. Hier gab erst Mitte der 70er der Gemeinderat dem Ersuchen statt, endlich ein Tanklöschfahrzeug zu beschaffen. Dies wurde dann tatsächlich auch ein Magirus-Deutz, allerdings bereits als Frontlenker, ohne typische Haube (Haubenfahrzeuge, als sogenannte Kurzhauber, kamen dann später als Katastrophenschutzfahrzeuge zur Wehr. Allerdings dann das ebenfalls sehr prägende Modell L 1113 vom Hersteller Mercedes-Benz). Doch das ist eine Geschichte, auf die ich ein andermal näher drauf eingehen werde.
Der Bau
Auch diesmal kommt wieder ein ganzer Haufen Tüten dichtgepackt im schmucklosen braunen Karton an. Es lagen in einem Extra-Tütchen drei 1x1 Round Plates in Trans-Clear bei, welche wohl die Round Plates mit Loch ersetzen sollen, welche in den anderen Tüten verpackt waren. Wer bereits die klassische Drehleiter von Bluebrixx gebaut hat, wird hier viele Gemeinsamkeiten erkennen. Allerdings gibt es hier und da gewisse Unterschiede, die bereits beim Fahrgestell zu finden sind. So ist die graue Aufliegefläche eine Noppe breiter, was durch eine 1x6 Tile umgesetzt wird, welche nur durch zwei Gleitschuhe von unten befestigt wird. Auch wenn ansonsten die Klemmkraft der Steine absolut in Ordnung ist, klemmen die Gleitschuhe leider weniger fest, wodurch diese Tile eher locker sitzt und leicht durch unachtsame Berührungen abfällt. Das kann im weiteren Bau ärgerlich sein, da man doch das Modell mehrfach drehen und wenden muss. Allerdings kann man die Tile auch am Schluss wieder leicht befestigen.
Ansonsten bietet der Bau der Front und des Fahrerhauses keinerlei Überraschung, wen man bereit die klassische Drehleiter kennt. Damit zeigen sich auch hier dieselben Mängel, da wieder der Boden der Kabine mit mehreren 1x2 Jumpern gebaut wird, ohne dass ersichtlich wird, wieso man ganze 12 Stück davon benötigt. Wo allerdings bei der Drehleiter die Klemmkraft der Jumper noch deutlich geringer war, sodass diese von außen betrachtet meist nicht gleichmäßig auf einer Linie waren, klemmen sie hier so gut, dass man sie leicht passend ausrichten kann.
Auch die Hebel klemmen deutlich besser in den Halterungen und führen kein Eigeneleben mehr. Bei einem hatte ich allerdings zunächst Mühe, diesen tatsächlich in die Halterung zu bekommen. Ansonsten ging der Bau zügig voran und die Anleitung gibt sich keine große Blöße, auch wenn an zwei Stellen nicht genau gezeigt wurde, wie die Steine geklemmt werden sollten, was nach kurzem Überlegen dann aber gelöst werden konnte. Der hintere Aufbau wird massiv gestaltet und auch die Leiterteile klemmen zufriedenstellend fest in der vorgesehenen Aufnahme.
Im Set liegen diesmal anscheinend wieder Steine von verschiedenen Herstellern vor. So sind zum Beispiel Tiles vorhanden, welche keine Nummer auf der Unterseite besitzen und es gibt wieder erkennbare verschiedene Rot-Töne bei verschiedenen Teiletypen, welche aber diesmal nicht so stark ausgeprägt sind, dass sie diesmal tatsächlicher eher auf dem zweiten Blick bzw. bei genauerer Betrachtung im Nahem auffallen.
Leider lag in meinem Set ein Fehlguss bei, der ein wesentliches Teil betraf und zusätzlich fehlte ein weiteres. Dies betraf einen Brick modified in der Motohaube, dessen Fehlen ich aber noch durch die Abdeckung kaschieren konnte (wobei man in den kommenden Bildern sehen wird, dass sich dort der Grill leicht eindrücken lässt). Das Fehlen des anderen Brick modified wird man auf der Beifahrerseite bemerken, da er nicht nur einen Teil der Kabine bildet, sondern auch einen Jumper aufnehmen sollte.
Die Reifen drehen übrigens bei dem mir vorliegenden Set eigentlich alle einwandfrei. Allerdings schleifen sie, wenn man sie in die Vorderachse einbaut, anscheinend an den dortigen Kotflügeln, sodass das Fahrzeug insgesamt leider nicht ganz flüssig fährt.
Das fertige Modell
Wie oben bereits beschrieben, handelt es sich bei der originalen Vorlage wohl um einen Magirus-Deutz 150 D 10 A. Verschiedene Details beim Modell erleichtern die Wiedererkennung:
- Die Eckhaube und die vorderen eckigen Kotflügel sind prägende Merkmale der Fahrzeuge von Magirus-Deutz in der Ära.
- Der geschlossene Aufbau sowie die Details am Heck (Nachfüllstutzen auf dem Dach, geschlossener runder Service-Zugang im Heck) identifizieren es als Tanklöschfahrzeug (wahrscheinlich TLF 16/24).
- Auch die leichte Schräge am Heck ist ein typisches Erkennungsmerkmal.
Insgesamt hat der Designer sehr gute Arbeit bei der Umsetzung geleistet. Die Wiedererkennung ist gegeben. In der Front ergeben sich Abweichungen zu Original durch die gerade Ausführung der Motorhaube. Auch ist die Aufhängung der Scheinwerfer baubedingt wieder nur leicht schräg möglich.
Von der Seite betrachtet sind wesentliche Merkmale eingefangen. So wird mit der Stange unter der Kabine zumindest einer der eigentlich drei vorhandenen Saugschläuche je Seite angedeutet. Die Ära der Rollläden war in den 60ern noch weit entfernt, sodass hier richtigerweise Türen den Zugang zu den Geräten freigeben, auch wenn sie hier baubedingt kleiner, als im Original ausfallen. Die Dachreling wird durch die verwendeten Teile nicht originalgetreu wiedergegeben, allerdings gibt es auch keine Teile, mit denen man dies in diesem Maßstab besser umsetzen könnte.
Unter Verwendung der Standardsteine finde ich das Heck sehr gelungen. Fast alle Details vom Original sind hier umgesetzt, wenn auch nicht unbedingt Maßstabsgetreu. Die Klammern sollen die Trittmulden darstellen und stehen eigentlich zu weit hervor. Der runde Deckel, der wohl den Wartungszugang zum Tank darstellen soll, steht leider etwas über, was in dieser Bauweise nicht besser lösbar war.
Auf dem Dach sind die wichtigsten Merkmale – Holzleiter und Reserverad – umgesetzt. Allerdings müsste die Leiter wohl weiter in Fahrtrichtung rechts liegen. Zumindest liegt sie dort bei den Fahrzeugen, zu denen ich noch Bilder gefunden habe. Die mittige Anordnung ist wohl darin begründet, da sonst die Blaulichter im Weg sind. Für den Maßstab ist die Leiter übrigens zu groß dargestellt, wobei eine kleinere Umsetzung mit den Standardteilen nicht möglich ist. Das Reserverad ist übrigens das einzige Rad, was gut getroffen ist. Die anderen Reifen sind für den Maßstab wieder mal zu breit und besitzen für einen Allradlaster zu der Zeit das falsche Profil.
In der Kabine ist nur das nötigste dargestellt. Außer einem (leicht zu großem) Lenkrad ist nur ein Schalthebel und das mittlere Armaturenbrett angedeutet. Wieder fehlen sämtliche Sitzgelegenheiten.
Fazit
Einiges an diesem Modell stellt mich insgesamt zufrieden. Da wäre die deutlich gestiegene Teilequalität, welche nun von befriedigend bis gut reicht und die bessere Umsetzung der Orginal-Vorlage. Aber auch ein paar Design-Umsetzungen bei der Front finde ich immer wieder interessant umgesetzt, auch wenn das Modell insgesamt keine besondere Bauherausforderung (im negativen, wie im positiven) darstellt.
Negativ anzumerken sind die leider immer noch vorhandenen Farbunterschiede beim Rot und ein paar Designmängel, welche in diesem Maßstab auffallen. So sind die Reifen zu breit und der Innenraum der Kabine ist kaum ausgebaut.
Als Ersatzteile bleibt nicht viel übrig. Den Jumper und die Käseecke konnte ich, wie oben beschrieben, wegen eines Fehlteils nicht verbauen.
Nachbetrachtung der Spielfunktionen
Da mein noch recht junger Nachwuchs mittlerweile meine Fahrzeugmodelle für sich entdeckt hat und er diese unter Aufsicht erkunden darf, bin ich in der Lage etwas über die vorhandenen Spielfunktionen des Modells zu berichten, von denen der Designer wohl nichts wusste.
1. Türen auf, Türen zu
Eine besondere Faszination ist wohl generell alles, was sich öffnen und wieder schließen lässt. Somit eröffnen sich mit insgesamt 10 Türchen hier einige Möglichkeiten für junge Entdecker.
2. Freie Fahrt für dolle Figuren
Nimmt man das Dach und die Leiter ab, kann man zwar aufgrund fehlender Sitze leider keine Figuren reinsetzen, aber zu Not kann man ja auch stehen. Hauptsache, es fällt keiner raus.
3. Gleitschuh piddeln
Aufgrund der geringeren Klemmkraft, lassen sich die Gleitschuhe auch von recht jungen (Ab-)Klemmern lösen. Und da man ganze acht Stück hat, kann man diese sammeln. Oder Mama geben, wieder wegnehmen und schließlich Papa damit beauftragen, sie wieder anzuklemmen.
4. Am Rad drehen
Das gesteckte Reserverad lässt sich wunderbar andrehen und läuft schön nach. Beschäftigung für gefühlt Stunden garantiert.