- Preis
- 27,95
- Setnummer
- 103395
- Steineanzahl
- 599
- Erscheinungsjahr
- 2021
Groß, größer, Flugfeldlöschfahrzeug
Da ist es nun. Sehnsüchtig erwartet steht es nun vor mir: Der aktuelle Neuzugang der Feuerwehr-Familie bei Bluebrixx. Zwar verbinden mich mit diesem speziellen Fahrzeugtyp nun auch keine persönlichen Erfahrungen, aber die Flugfeldlöschfahrzeuge (FLF) sehen halt massig aus und gebieten Ehrfurcht. Ok, meistens sehen sie sich auch relativ ähnlich, egal welcher Hersteller. Bei dem vorliegenden Modell habe ich auch zuerst an einen Rosenbauer Panther (nicht nur die BW hat ihren Privat-Zoo ) gedacht. Tatsächlich basiert es aber wohl eher auf einen Ziegler Z6.
Wie bei meinen anderen Feuerwehr-Reviews auch: Mehr Details im Dark-Room
FLFs sind sehr spezielle Löschfahrzeuge, die keiner direkten deutschen Norm unterliegen. Was die Flughafenfeuerwehr als Ganzes letzten Endes leisten können muss, wird über die Standardisierungsvorgaben u.a. der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO, von englisch International Civil Aviation Organization, übrigens eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen - Danke, Wikipedia) bestimmt.
Die Hauptaufgabe eines FLF besteht darin, größere Flächenbrände auf dem Flughafen zu bekämpfen. Die dazugehörigen Löschmittel muss es dazu komplett selber bevorraten, da auf dem Flugfeld keine Hydranten verbaut werden dürfen. Dementsprechend groß sind auch die Tankbehälter, welche meist um die 15.000 l Wasser mitführen. Zur Erinnerung: Sogenannte Großtanklöschfahrzeuge, wie sie die anderen Feuerwehren führen, haben meist um die 8.000 l Wasser im Tank. Daneben sind auch Schaummittel und Pulver verlastet, welche dann bei Bedarf ebenfalls direkt aus dem jeweiligen Tank über die Werfer abgegeben werden können. Das kann dann tatsächlich ein "klassicher " fest montierter Werfer oder ein Löscharm bzw. HRET (High Reach Extentable Turret) sein, welcher ein ausfahrbarer Teleskop-Gelenk-Arm auf dem Dach des FLF ist. Übrigens haben hier alle gängigen Hersteller Eigenbezeichnungen für ein solches HRET:
Stinger bei der Firma Rosenbauer
Z-Attack bei der Firma Ziegler
Snozzle bei der Firma Oshkosh
Spiker bei der Firma Magirus
Boom bei der Firma Colet
Aufgrund dieser Spezialisierung ist die sonstige Beladung sehr spartanisch und beschränkt sich meist auf Atemschutzgeräte und einer Schnellangriffseinrichtung. Jedoch hat auch hier jeder Flughafen die Möglichkeit, seine speziellen Bedürfnisse umzusetzen. Die Motorleistung dieser Fahrzeuge ist enorm, da sie die gewaltigen Fahrzeuge (meist um die 30-40t) sehr schnell beschleunigen und auf hoher Geschwindigkeit (ca. 120 km/h) halten müssen.
Dabei müssen sie auch noch geländegängig sein und haben je nach Größe und Ausführung ein 4x4, 6x6 oder 8x8 Fahrgestell.
TLDR: Zusammenfassend erwarte ich ein massiges Fahrzeug mit Panoramakabine (heutiger Quasi-Standard bei allen Herstellern bei diesem Typ), einem Löscharm und recht wenig Beladung.
Der Bau
Der Bau fängt unkompliziert an. Es wird ein stabiles Chassis aus Technic Bricks hergestellt. Für die Fliesenkenner hält mein kleiner diverser Bautrupp die Nummern parat. Diesmal wird in der Anleitung explizit darauf hingewiesen, wenn Teile aus Flat Silver verbaut werden sollen. Deren Farbe ist nämlich im PDF kaum von Dark Bluish Grey oder Light Bluish Grey unterscheidbar. Ein kleines Zeichen dafür, dass Bluebrixx tatsächlich lernfähig ist.
Die Teilequalität ist guter Durchschnitt. Die Klemmkraft ist bei den Standardteilen durchgehend gut, wenn auch leicht schwankend. Am lockersten sitzen die kleinen Wheels auf der Kreuzachse. Zwar fallen sie nicht von alleine ab, aber bei unachtsamer Berührung verschieben sie sich leicht. Auffällig war bei manchen Steinen nicht sauber entgratetete Gussnasen. Auch bei den Fliesen gab es Kitcher und unsauber gegossene Teile mit fühlbaren Rillen. Insgesamt hielt sich das aber in noch erträglichen Grenzen und bis auf die eine Fliese sind diese Unschönheiten später nicht mehr sichtbar.
Der weitere Aufbau geht Stück für Stück gut voran. Es wird neben einer Halterung für PA-Geräte auch eine Schnellangriffseinrichtung gebaut.
Was zunächst aussieht, wie ein kleiner Geschützturm, wird später die Drechscheibe für den Löscharm. Irritierenderweise werden Details, die man später nicht mehr sieht, diesmal mit viel Liebe gebaut. So wird der leistungsstarke Motor aus insgesamt 10 Teilen zusammengesetzt... und später überbaut. Was man noch beim Feuerwehrbus bemängeln konnte, wurde hier besser umgesetzt.
Bei diesem Modell werden die "Bügelperlen" für die Baurichtungsumkehr eingesetzt, um die spezielle Färbung umzusetzen. Insgesamt werden 8 benötigt.
Das fertige Modell
Bluebrixx selber verrät diesmal nicht in der Produktbezeichnung, auf welchem Hersteller sein Modell basiert. Beim Feuerwehr LKW T52, Flugfeldlöschfahrzeug FLF war das noch relativ einfach zuzuordnen, nämlich ein Titan T52 mit einem Ziegler-Z8-Aufbau. Das vorliegende Modell stellt aber wohl die aktuelle Ausführung eines Z6 von Ziegler dar, welcher in diesem Design erst 2020 vorgestellt wurde und dementsprechend noch keine weite Verbreitung fand. Die meisten Fahrzeuge, welche man unter Z6 finden wird, haben noch einen eher geraden eckigen Aufbau mit klaren Linien. Als direkter Vergleich dienen also die Bilder des Herstellers selber, siehe dazu Ausführung Z-Turret und Ausführung Z-Attack. Im neuen Design wurde die Geradlinigkeit auf dem Dach etwas aufgebrochen und eine dynamischere Linienführung umgesetzt. Das Modell verbindet anscheinend auch zwei verschiedene Ausführungen in einem: So sind die blauen Seitenlichter in der Ausführung mit dem klassichen Z-Turret zu finden, während diese bei der Ausführung mit dem Z-Attack fehlen. Wahrscheinlich handelt es sich bei den Herstellerbildern aber auch nur um Beispiele möglicher Aufbau-Szenarien.
Auch die Färbung der Rollläden hängt anscheinend vom Geschmack ab: Abgebildet sind zumindest die Möglichkeiten Grau und Schwarz. Die auffälligste Abweichungen des Modells zum Original sin die Lage der hinteren Gerätefächer, welche in der Position genau im Tank liegen würden sowie die ungenauere Umsetzung der Dachschräge. Insgesamt weiß das Modell mit der Umsetzung der Seitenfärbung durch die Baurichtungsumkehr aber zu beeindrucken, womit das Gesamtbild wieder stimmig ist.
Diesmal können zwei Minifiguren auf den vorderen Sitzen Platz nehmen. Die Hinterbänke sind aber dafür zu eng gestellt, was die extra Klappe dafür etwas überflüssig macht.
Der Löscharm lässt sich einigermaßen gut ausfahren und in einige Positionen bringen - man sollte ihn dafür aber tatsächlich vom Dach abnehmen und mit zwei Händen halten.
Hinter der Plattform für den Löscharm befindet sich noch eine Kiste mit Werkzeug, welche man mit etwas Geschick für die Entnahme auch wieder lösen kann, ohne das Fahrzeug wieder auseinander zu nehmen.
Mängel
Der größte Mangel ist die Halterung der ausfahrbaren Zylinder beim Löscharm. Das hat nicht mal unbedingt etwas mit mangelnder Teilequalität zu tun. Der Platz reicht einfach nicht aus, um beide Zylinder fest in den Liftarm zu stecken. Auch die Verlängerung mittels der Round Plate mit Loch ist nicht ausreichend. Somit reißen die Zylinder beim Ausfahren immer ab, wenn man sie nicht festhält. Ich will ja nichts böses unterstellen, aber es ist schon auffällig, dass in der Produktvorstellung von Bluebrixx der Löscharm bereits ausgefahren ist und im Video nur noch zusammengeklappt wird. Das Ausfahren ist nämlich definitiv fummeliger
Aber dafür sind sie zumindest so ehrlich, zuzugeben, dass er besser beim Bewegen abgenommen werden sollte.
Eigentlich kein Mangel, aber eine Abweichung von der ansonsten anständigen Stabilität des Modells, ist der Rahmen um die Hinterbänke, welcher nicht quer verbunden wird und somit vorsichtiger angefasst werden sollte, da er sich hier einbiegen kann. Allerdings muss man schon bewusst etwas Kraft aufwenden, um hier Schäden anzurichten. Im Bild stelle ich das absichtlich extrem dar. Die Klappe ist aber trotzdem mit Vorsicht zu genießen, da die Modified Plates, welche die Klappe eigentlich stoppen sollen, bei mir eine etwas geringere Klemmkraft aufweisen und einbrechen können.
Fazit
Ein schönes Modell mit kaum Macken. Das Design hat seine Abweichungen, welche aber für diesen Maßstab verschmerzbar sind. Insgesamt ist es ein stimmiges Modell mit schicker Umsetzung sowohl innen, als auch außen. Die Farbabweichungen bei den roten Teilen hielt sich diesmal in Grenzen und die Klemmkraft ist bei mir zufriedenstellend. Die Windschutzscheiben haben ihre Mikrokratzer, dafür drehen die Räder aber gut. Deren Sitz ist fester, als der der kleineren Wheels, aber man sollte trotzden nicht sein Glück versuchen und ihren "Abzupfwiderstand" auf die Probe stellen. Das größter Ärgernis ist die lockere Konstruktion der Zylinder am Löscharm, was zwar später cool aussieht, aber mit Vorsicht zu bewegen ist.
Als Ersatzteile waren übrigens nur zwei Bügelperlen über.
Somit kann meine Crew nun ihren Abenteuern entgegen treten.