- Preis
- 24,33
- Setnummer
- 102717
- Steineanzahl
- 586
- Erscheinungsjahr
- 2020
Nur gucken, nicht anfassen!
Auf dieses Modell hatte ich mich eigentlich gefreut, weil es Sonderfahrzeug ist und einfach massig wirkt. Leider wurden aber nicht alle Erwartungen erfüllt. Dazu mehr in der Einzelbetrachtung. Wer mehr zum Original erfahren möchte, schaut bitte in den Spoiler.
WLF-Kran steht für Wechselladerfahrzeug mit Kran und weil das viel Konzentration beim Schreiben benötigt, nehm' ich nur noch die Abkürzung
Im Review zum Gerätewagen hatten wir ja schon ein Fahrzeug mit einem flexiblen Beladungssystem, also Beladung, die sich über bewegliche Rollcontainer an die aktuellen Bedürfnisse anpassen lässt. Dieser Ansatz wird mit einem Wechsellader weitergeführt, indem nicht nur Teile der Beladung, sondern der komplette Anbau flexibel auf Abrollbehältern verlastet werden kann. Das ermöglicht einen größeren Umfang an Spezialbeladung, da auf einen kompletten Aufsatz natürlich mehr an Material verlastet werden kann, als auf einem Rollcontainer, der von einer Person bewegt werden kann. Das ist insbesondere für Großeinsätze interessant, wenn viel Material für z.B. Atemschutz, Schaum oder Hochwasser benötigt wird. Auch gibt es die Möglichkeit, eine Schuttmulde verlasten zu können, um so an der Einsatzstelle z.B. bei der Schutträumung unterstützen zu können. Im Grunde kann man sich hier bei der Beladung austoben, da außer dem Fahrgestell und dem Wechselladersystem die Normung Freiraum lässt.
Hier mal ein Extrem-Beispiel von der Feuerwehr des Flughafens Frankfurt:
ZitatIm Januar und Februar 2000 wurden fünf baugleiche Wechselladerfahrzeuge (WLF) an die Flughafenfeuerwehr Frankfurt am Main ausgeliefert. [...]
Die Fahrzeuge werden für die erweiterte Brandbekämpfung, sowie für die Technische Hilfeleistung eingesetzt. Hierzu stehen heute weit über 60 Abrollbehälter zur Verfügung. Von Abrollbehältern mit CO2 für die Einspeisung stationärer Anlagen, Abrollbehältern für die Tierrettung, die Technische Hilfeleistung bei Bau-Unfällen bis hin zu Abrollbehältern mit 6.000 Litern Schaummittel hält die Flughafenfeuerwehr Frankfurt am Main fast alles vor, was man auf einem Abrollbehälter verlasten kann.
An einem WLF mit Kran ist zusätzlich ein kleiner Lastkran (Traglast ca. 1-3t) hinter der Fahrerkabine angebracht, der ebenfalls bei der Räumung oder Absicherung von Lasten unterstützen kann.
TLDR: Ich erwarte einen LKW mit Wechselladersystem und Abrollbehälter, welche für typische Feuerwehraufgaben beladen sind.
Außenansicht
Da diesmal im Produktnamen kein direkter Hinweis auf den Hersteller des Fahrgestells gegeben wird, musste ich ein wenig vergleichen. Meiner Meinung nach kommt die Front einem Mercedes Benz (im Bild ein Actros 2653 L) am nächsten, allerdings ähneln sich die Hersteller hier stark und der Designer hat nicht viel signifikante Merkmale umgesetzt. Es könnte genausogut ein Volvo oder ein MAN sein. klick zum Bild
Deswegen lässt sich das Ganze relativ kurz und knapp damit zusammenfassen: Das Modell ist eindeutig als WLF erkennbar und der Krananbau sieht einigermaßen realistisch aus. In der Fahrerkabine kann eine Minifgur Platz nehmen. Der Belade- und Entladevorgang eines Abrollcontainers lässt sich einigermaßen gut darstellen, allerdings lässt er sich nicht vollständig auf den Boden setzen.
Abrollbehälter
Es können im Set zwei verschiedene Abrollcontainer gleichzeitig gebaut werden. Der eine enthält typische Feuerwehrbeladung und lässt sich nicht eindeutig zuordnen.
In den ersten Geräteräumen auf der Fahrerseite befinden sich Äxte und PA-Flaschen (wieder mal nur drei und nicht paarweise).
Im Heck ist anscheinend eine Tragkraftspritze verlastet. Diese lässt sich gerade noch so rausfummeln. Das Modell finde ich nicht besonders gut gelungen. Könnte natürlich auch nur einen Rollcontainer mit Schlauch und Strahlrohren darstellen. Dahinter wird die Werkzeugkiste sichtbar, die sich aber nicht so einfach entnehmen lässt.
Um an die Kiste zu kommen, muss vorher das ganze Dach (oder zumindest ein Teil davon) abgenommen werden. Da aber alles genoppt ist, wurde das aber anscheinend nicht vorgesehen. In der Kiste selber sind dann nochmal PA-Flaschen verlastet.
In den Gerätefächern auf der Beifahrerseite befinden sind dann anscheinend eine Pumpe mit Schnellangriffshaspel und daneben Werkzeug und Funkgeräte.
Der andere Abrollbehälter stellt eindeutig eine Schuttmulde dar. Die hintere Klappe lässt sich bewegen.
Mängel
Was mir am meisten auf die Nerven geht, ist die Entladeeinrichtung. Die Zylinder halten nicht gut, womit man immer wieder vorsichtig mit zwei Händen den Haken bewegen muss.
Dabei passiert dann meistens Problem Nummer 2: Der Kran fällt ab! Der klemmt nämlich auch nur an drei Noppen und die Klemmkraft der Teile reicht einfach nicht, um ihn gegen leichte Stöße zu sichern.
Die nächste Fummelarbeit, die beim Bewegen oder Hinstellen passieren kann, sind die Trittbretter. Die "halten" nur an einer Noppe bzw. eben fast gar nicht. Schütteln reicht meist schon aus, dann fallen sie ab. Bloß nicht berühren, pusten oder ansehen!
Fazit
Tja, dem Designer kann man nicht viel vorwerfen. Das Fahrzeug und die Schuttmulde sind schön detailliert. Der Abrollbehälter mit Beladung könnte besser gestaltet sein bzw. hätte es bei dem Thema mehr Möglichkeiten gegeben, sich vom klassischen Brandbekämpfungsthema wegzubewegen und speziellere Abrollbehälter darzustellen.
Die Qualität der Steine ist diesmal nicht zufriedenstellend. An den entscheidenden Stellen versagen sie und die Funktion ist kaum umsetzbar! Beim Rot sind auch wieder die Farbabweichungen ein Thema und die Scheibe hat ihre leichten Kratzer. Die Räder drehen sich aber wenigstens halbwegs gut.
Stark bereut habe ich den Kauf jetzt nicht, aber ich werde hier auf jeden Fall Teile austauschen müssen. Ansonsten eine gute Grundlage für weitere Ideen Richtung Abrollcontainer.