- Preis
- 22,95
- Setnummer
- 101301
- Steineanzahl
- 419
- Erscheinungsjahr
- 2019
Die große Löschkiste
Kommen wir zur Vorstellung meines nächsten kleinen Lieblingsmodells. Bluebrixx führt es zwar unter Bezeichnung eines LF 20, aber er sieht bis auf die Front unserem HLF 20 sehr ähnlich und war deswegen für mich ebenfalls ein Pflichtkauf. Zum genauen Hintergund, warum ich nun einfach einen LF 20 als HLF 20 nutze, verweise ich auf den Spoiler. Ansonsten, wer direkt in die Modellbetrachtung einsteigen möchte, kann dies auch gerne tun.
Da wir nun bei den Löschgruppenfahrzeugen (LF) bzw. Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugen (HLF) angelangt sind, möchte ich zunächst auf mein Problem mit den Typbezeichnungen, die Bluebrixx für seine Modelle wählt, eingehen. Denn von außen kann man einen LF 10, einen LF 20, einen HLF 10 oder einen HLF 20 voneinander kaum unterscheiden. Der wesentliche Unterschied zwischen der 10er-Größe und der 20er-Größe ist das Fahrgestell. So haben ein LF 10 und ein HLF 10 nach Norm ein 12t-Fahrgestell, während ein LF 20 und ein HLF 20 auf einem 15t-Fahrgestell basieren. Und obwohl es durch die Norm draußen in freier Wildbahn quasi nur vier Geschmacksrichtungen geben dürfte, bedeutet das nicht, dass diese gleich aussehen, selbst wenn sie ausnahmsweise mal die identische Beladung hätten.
Das fängt schon damit an, welcher Hersteller das Fahrgestell liefert. Die gängigsten sind hier: Mercedes-Benz, MAN TGM , Iveco, Scania, Volvo (im Grunde also alle bekannten LKW-Hersteller). Dadurch entscheidet sich schon mal, wie die "Schnauze" und das Fahrgestell aussieht. Den eigentlichen Feuerwehrspezifischen Aufbau übernimmt dann ein anderer Hersteller. Der (deutsche) Markt ist hierzu recht übersichtlich. Im Grunde hat fast jede Feuerwehr in Deutschland mindestens ein Fahrzeug entweder von Magirus, Rosenbauer, Ziegler oder Schlingmann im Gerätehaus stehen. Ausnahmen sind dann teilweise durch europäische Ausschreibungen zustande gekommen oder basieren auf Speziallösungen durch kleinere Aufbaufirmen. Dadurch kommen dann die Unterschiede in der Gestaltung der Mannschaftskabine und dem Aufbau der Geräteräume zustande. Wobei auch hier jeder Hersteller teilweise etliche Alternativen im Angebot hat und die Feuerwehr bzw. die Gemeinde bei der Gestaltung sehr individuell vorgehen kann, auch wenn man "nur" die Standardbeladung nach Norm verlasten möchte. Auch, ob man z.B. noch das "klassiche" runde Blaulicht oder die moderneren Leuchtstreifen anbringt, liegt am Geschmack der Auftraggebers. Und dann wäre da noch die individuelle Streifenbeklebung, die endgültig jedem Fahrzeug einen eigenen Touch verleiht.
TLDR: Am Aussehen lässt sich der genaue Fahrzeugtyp zwischen LF und HLF egal welcher Größe nicht eindeutig bestimmen.
Bliebe also noch die Beladung. Es gibt natürlich einen Grund, warum die Norm nach LF und HLF unterscheidet. Ein Löschgruppenfahrzeug ist allein schon vom Namen her darauf ausgerichtet, möglichst viel Material für die Bekämpfung von Bränden mitzuführen (Wassertank, Pumpe, Druckschläuche, Strahlrohre, Saugschläuche, Standrohr usw.). Trotzdem gehört auch allgemeines Werkzeug und anderes Zusatzmaterial zur Beladung.
Beim Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug kommt zusätzlich noch eine Extraausstattung für technische Hilfe mit. Meist bedeutet dies in erster Linie, dass ein Hydraulikaggregat zusammen mit Schere und Spreizer zusammen mit Stützmaterial (Holz, Stützstangen, Bänder usw.) verlastet ist.
TLDR: Auch die Grundbeladung der Fahrzeuge ist sehr ähnlich und man könnte beim LF die Akzente eher auf Zusatzbeladung, wie z.B. Überdruckbelüfter und mobiler Wasserwerfer/Monitor, setzen. Beim HLF wäre dies dann eindeutig die Beladung zur technischen Hilfe.
Die Bezeichnung "Gruppenfahrzeug" deutet übrigens darauf hin, dass in dem Fahrzeug insgesamt 9 Personen Platz finden müssen (wobei zwei Personen - Fahrer und Gruppenführer - bequem vorne sitzen, während der Rest der Mannschafft hinten mehr oder weniger zusammengepferscht wird).
Also, was erwarte ich nun hier eigentlich, wenn das Modell einen LF 20 abbilden soll? In erster Linie sollte Material zur Brandbekämpfung zumindest angedeutet werden. Auch weiteres Werkzeug ist wünschenswert. Die Mannschaftskabine muss außerdem ebenfalls zumindest den Eindruck erwecken, dass dort eine Gruppe Platz findet.
Außenansicht
Anhand der Produktbezeichnung lässt sich identifizieren, dass das Original wohl ein Iveco FF150 sein muss. Dazu ließ sich dann auch ein Bild finden, auf dem das Modell basieren könnte. Ganz sicher sagen lässt sich das leider nicht, den Grund dafür habe ich im Spoiler erläutert. Zumindest gibt es hier auch den markanten "Schnurrbart", der im Modell angedeutet wird. Die Aufschrift HLF 2 auf dem Vorführfahrzeug bedeutet übrigens, dass es sich hier um ein Fahrzeug für Österreich handelt, das natürlich eine andere Norm besitzt.
Man kann erkennen, dass die Mannschaftskabine in der Front vom Designer sehr gut getroffen ist. In den Vordertüren ist sogar die auffällige Fensterführung mit zwei 1x1 Steinen umgesetzt. Der rote Streifen, der im Original fast bis zum Ende der Hintertür geführt wird, kann im Modell baubedingt nur Ansatzweise angedeutet werden. Den Rest müsste man über Aufkleber lösen. Übrigens: Eigentlich müssten die hinteren Türen ebenfalls Trans-Black sein, da sie im Original größtenteils aus Fenster bestehen, damit man vor dem Aussteigen bereits leichter Hindernisse oder Gefahren erkennen kann. Da dies anscheinend der Lieferant von Bluebrixx nicht auf Lager hat, blieb nur die schwarze Variante. Ansonsten entspricht auch der Aufbau der Signalanlage mit der Führung der weißen Formteile vom Dach bis zur Hinterwand nah dem Original. Die eckige Ausführung der Kotflügel der Hinterachse konnte in diesem Maßstab anscheinend nicht ohne weiteres umgesetzt werden, weswegen man hier ein Standardteil verbaut hat. Die markante dicke weiße Reling ist erkennbar. Die restlichen Abweichungen, wie die Führung der weißen Linien am Fahrzeug sind vernachlässigbar, da dies wieder unter die individuelle Gestaltung fällt.
In der Mannschaftskabine kann eine Minifigur Platz nehmen. Oben auf dem Dach wurde nur eine Leiter angedeutet. Das kann zutreffen oder auch nicht. Bei den meisten Fahrzeugen in der Größe (LF 20) würde man aber eher zwei Leitertypen erwarten (Schiebeleiter und Steckleiter), wodurch dann auch zumindest zwei Leiterteile auf das Dach gehören. Dies hat Bluebrixx z.B. schon beim HLF 20 oder HLF 10 umgesetzt. Dadurch wäre allerdings bei diesem Maßstab kein Platz mehr für die Reling und diese ist beim Orginal anscheinend ein sehr markantes Merkmal, weswegen man beim Design anscheinend diesen Kompromiss eingegangen ist. Ich kann damit einigermaßen leben, da die unterschiedlichen Leitertypen mit der Standard-Lego-Leiter sowieso nicht dargestellt werden können. Bei mir musste ich übrigens eine Schicht Plates zusätzlich auf das Dach stecken, da ich ansonsten die Leiter kaum befestigen konnte, da sie sich immer von selber herausbog (Nachtrag: Beim Schreiben des Reviews habe ich das nochmal nachgetestet und siehe da, anders herum und mit mehr Druck funktioniert es doch. Ich wollte aber jetzt die Bilder nicht nochmal neu fertigen. Die Plates auf dem Dach also bitte wegdenken ). Im Mannschaftsraumm sind zwei Sitze platziert, welche natürlich nicht ganz der korrekten Anzahl entsprechen, aber in dem Maßstab ausreichend sind. Außerdem fehlt hier bis auf ein Funkgerät, komplett eine Andeutung der Ausrüstung, die hier eigentlich bereits verstaut wäre.
Innenansicht
Unter der Hintertür befindet sich ein ausklappbares Trittbrett, der wie im Original als Ausstiegshilfe dient. Unter den Geräteräumen dient dies als Laufsteg, um leichter an die Gerätschaften heranzukommen, welche weiter oben verlastet sind. Man sieht dort auch, dass mit goldenen 1x1 Round Plates die messingfarbenen Abgänge der Pumpe dargestellt werden. Mich persönlich macht nur stutzig, dass diese auch unter den vorderen Gerätefächern liegen, da sich diese normalerweise immer nur direkt in der Nähe der Fahrzeugpumpe (also in der Nähe des Hecks) befinden. Da ich nicht das genaue Original kenne, kann ich nicht sagen, ob der Designer das dort genauso vorgefunden hat oder damit noch was anderes andeuten möchte.
Im ersten Geräteraum auf der Fahrerseite wird erwartungsgemäß Werkzeug dargestellt. Im zweiten dann schon größeres Werkzeug mit der Motorsäge. Darunter sollen dann wohl die Bar Holder with Handle entweder die Schläuche, die Strahlrohre oder sogar beides darstellen. Dass finde ich nicht besonders gut gelungen, weiß im Moment allerdings auch keine bessere Alternative mit den Standardteilen. Im letzten Gerätefach befindet sich dann anscheinend die Fahrzeugpumpe. Auch dies ist eher ungewöhnlich, kann aber vorkommen. Ob hier mit dem Lenkrad allerdings schon die Steuerung angedeutet wird erschließt sich mir nicht. Diese hat der Designer in anderen Modellen anders umgesetzt. Da es sich aber auch um eines der ersten Modelle der Serie handelt, kann es sein, dass er dies in den späteren Modellen modifiziert hat.
Im Heckfach, welches fummelig über eine vorstehende Noppe geöffnet werden muss, sieht man die Seite der Pumpe. Vielleicht auch einen weiteren Teil der Steuerung. Mehr an Ladung ist hier jedenfalls nicht dargestellt. Da die Klappe aber auch nicht grau ausgeführt wurde, könnte es sich aber auch um eine Wartungsöffnung für die Pumpe handeln. An der weißen Plate Modified kann übrigens eine Haspel angehangen werden, wie sie z.B. beim HLF 20 mitgeliefert wird.
Im letzten Gerätefach auf der Beifahrerseite findet man den sogenannten Schnellangriff auf einer Haspel. Darunter könnten die schwarzen 1x1 Plates mit Schaft weitere Anschlüsse oder doch etwas ganz anderes bedeuten. Ohne die Originalvorlage ist das schwer zu bestimmen. Im mittleren Gerätefach liegen dann die PA-Geräte für die Atemschutzgeräteträger. Diese werden allerdings eher ungenau dargstellt, im Grunde hat man nur die Flaschen ohne Gurt und Maske, was verständlicherweise in diesem Maßstab kaum umzusetzen ist, wenn das noch in der Standardgröße des Lego-Fachs passen soll. In der Realität würde man hier aber natürlich paarweise Geräte vorfinden, da die Trupps stehts mit zwei Personen vorgehen und hier entweder nur zwei voll ausgestattete PA-Geräte lagern würden oder zusätzlich noch zwei "nackte" Ersatzflaschen mit Pressluft. Im ersten Gerätefach auf der Beifahrerseite sind korrekterweise Äxte gelagert, womit sich die Trupps direkt ausrüsten könnten. Das weitere Werkzeug muss man sich dann vorstellen.
Fazit
Mit dem Design bin ich bei diesem Modell zufrieden. Im direkten Vergleich sieht man, dass sich der Designer Mühe gegeben hat, das Original wiederzugeben. Die angedeutete Beladung an sich ist ausreichend: Mehr geht in diesem Maßstab kaum. Allerdings hätte ich mir den Aufbau der Pumpe anders gewünscht, ähnlich dem, was bereits in den anderen Modellen umgesetzt wurde.
Die Qualität der Steine war in meinem Modell gut genug, dass es sehr stabil vor mir steht. Da wackelt am Ende nichts mehr. Sogar die Stoßstange hält gut genug, auch wenn sie etwas fummelig beim Aufbau ist. Mit ein bisschen Probiererei bekam ich alle Räder einigermaßen flüssig zum Laufen. Leichte Farbabweichung sind bei den roten teilen vorhanden, aber nicht wirklich störend. Die Hinges klemmen bei mir alle gut und die Klappen lassen sich öffnen, ohne abzufallen. Die größte Schwachstelle ist das abnehmbare Dach der Kabine, da es nur an zwei Noppen hält. Es fällt zwar auch über Kopf nicht von alleine ab, aber beim Greifen des Modells muss man vorsichtig sein. Die Trans-Black-Scheibe hat leider ihre üblichen Microkratzer, welche bei bestimmten Lichtwinkeln auffallen können.