Cobi 5528 - Fiat G.55 Centauro

  • Preis
    20 €
    Setnummer
    5528
    Steineanzahl
    270
    Erscheinungsjahr
    2017
    Minifiguren
    1 (National Republican Italian Air Force Pilot)

    Cobi 5528 - Fiat G.55 Centauro


    Buongiorno Noppensteinwelt,

    mi chiamo Capitano Ugo Drago e vorrei presentarvi il mio aereo, il "nero 7", una FIAT G.55 Centauro.

    ("Hallo Noppensteinwelt,mein Name ist Kapitän Ugo Drago und ich möchte euch mein Flugzeug, die "schwarze 7", eine FIAT G.55 Centauro, vorstellen.")


    Mit dem Set 5528 - Fiat G.55 Centauro hat Cobi seit ca. 2017 auch ein italienisches Jagdflugzeug im Angebot. Italienische Jagdflugzeuge dürften der Allgemeinheit eher weniger bekannt sein und wenn man die ganzen Rabattangebote der Händler betrachtet, so bekommt man das Gefühl, dass das Set eher ein Ladenhüter als ein Bestseller ist. Nichtsdestotrotz musste ich mir das Flugzeug besorgen, da gerade von diesen eher unbekannten Flugzeugtypen eine gewisse Anziehungskraft ausgeht, welche man auch als gute Portion Neugierde bezeichnen kann. Wenn man Cobi kennt, weiß man, dass es sich bei dem Set nicht einfach nur um irgendeine Fiat G.55 handelt, sondern um eine ganz gewisse Maschine dieses Typs. Und wie man schon in der Einleitung lesen konnte, haben wir hier die "schwarze 7" von Capitano Ugo Drago vor der Nase. Die Maschine war eine Serie 1 Maschine und Teil des 1a Squadriglia, II° Gruppo Caccia "Gigi Tre Osei" (Louie with three birds). Das Recherchieren für die Reviews bereitet mir immer sehr viel Spaß und ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr sich Cobi um historische Genauigkeit bemüht. Das gibt den Sets einen gewissen Tiefgang und eine besondere Identifikation, welche ich mir auch bei anderen Sets aus der Historical Collection wünschen würde.


    Als erstes möchte ich auf den Piloten - Capitano Ugo Drago - eingehen.



    Wie man sieht, handelt es sich um eine typische Cobi Figur. Der Körper ist in einem einheitlichen braun gehalten und der Torso auf der Vorderseite bedruckt. Die Qualität des Drucks weiß zu überzeugen. Cobi hat dem Piloten ein lächelndes Gesicht spendiert und eine dunkelgraue Fliegermütze. Dieser eher neutrale Gesichtsausdruck gefällt mir sehr gut. Außerdem ist der Mund nicht aufgedruckt, sondern in das Gesicht modelliert. Das gleiche trifft auf die Nase sowie die Augenhöhlen zu. Allein das hebt die Cobi Figuren von so manchen anderen Klemmbausteinhersteller ab und mittlerweile gefallen mir die Figuren für sich sehr gut. Bei manchen Figuren übertreibt es Cobi zwar bei den Grimassen, aber irgendwie passt dieser comichafte Stil zu Cobi, da Cobi diesen Stil konsequent durch alle Produktlinien fährt.

    Ein auffälliges Merkmal auf der Fliegerjacke ist das Wappen auf der linken Brust des Piloten und ich möchte nicht KaraBenNemsi* heißen, wenn sich Cobi nicht etwas dabei gedacht hat. Nach einer sechzigsekündigen Recherche im Internet wurde ich auch schon fündig.



    Das weiße Pferd mit der Krone lässt sich definitiv auf der Fliegerjacke wiedererkennen. Aber passt denn 4° Stormo Caccia überhaupt zu Capitano Ugo Drago? Dafür muss man was tiefer in die Historie des 4. Jagdgeschwaders der italienischen Luftwaffe eintauchen und zwar - natürlich - in die Jahre des 2. Weltkriegs. Einen umfangreichen Überblick über das Geschwader findet sich hier. Die Seite diente mir auch als Bildquelle. Das 4. Geschwader wurde aufgrund seiner Leistungen auf dem Schlachtfeld schnell zum Elitegeschwader und kämpfte u.a. in Nordafrika, auf Malta und in Italien. Aber war Capitano Ugo Drage teil dieses Geschwaders? Leider reichen meine Italienischkenntnisse nicht aus, um die gefundenen Quellen richtig zu deuten, aber 1942 nahm er an Luftkämpfen in Nordafrika teil (124 Einsätze) und man kann annehmen, dass er Teil des Geschwaders war. Als im September 1943 der Waffenstillstand mit den Alliierten in Kraft trat, kämpften Teile der italienischen Luftwaffe im Rahmen der Aeronautica Nazionale Repubblicana auf Seiten der Deutschen weiter und andere Teile der Luftwaffe im Rahmen der Aeronautica Cobelligerante Italiana auf Seiten der Alliierten. Zu den Einheiten, welche auf Seiten der Alliierten kämpften, gehörte auch das 4° Stormo. Da Ugo Drago nachweislich auf Seiten der Faschisten (!BUH!) weiter kämpfte, kann er nicht Teil des 4° Stormo gewesen sein, da das Geschwader auf Seiten der Alliierten den Kampf fortsetzte. Natürlich kann er das Geschwader verlassen haben, aber darüber kann ich an dieser Stelle nur mutmaßen. Die Richtigkeit des Abzeichens auf der Jacke lässt sich meiner Meinung nach weder bestätigen noch dementieren. Dafür wären weitere, tiefer gehende Recherchen von Nöten, die den Rahmen dieses Reviews definitiv sprengen würden. Vielleicht gibt es irgendwo da draußen ein Review, welches genau diesen Punkt klärt, aber das habe ich nicht überprüft.


    *) Ich heiße natürlich nicht KaraBenNemsi. Was wären das auch für Eltern, wenn sie ihr Kind so nennen würden?


    Nach diesem ausführlichen Exkurs möchte ich nun mit dem eigentlichen Review fortfahren :)



    Auf der Kartonvorderseite präsentiert sich die Fiat G.55 Centauro cobitypisch in einem Luftkampf mit alliierten Flugzeugen. Im Hintergrund sind einige B25 Bomber zu erkennen. Den B25 Bomber hat Cobi übrigens letztens erst neu aufgelegt. Rechts unten sieht man eine beschädigte, abstürzende Spitfire. Fun Fact: Ugo Drago wurde selbst von einer Spitfire abgeschossen, nachdem er zwei Maschinen dieses Typs in einem Luftkampf abgeschossen hatte. Zu dem Zeitpunkt flog er aber noch keine G.55 sondern eine Macchi MC.202 oder eine deutsche Messerschmitt Bf 109G.

    Das Set besteht aus insgesamt 270 Steinen (typisch für die einsitzigen Jagdflieger von Cobi) und eine Minifigur (s.o.) ist enthalten.



    Auf der Rückseite wird der Flieger im Detail präsentiert und auch ein Originalfoto der G.55 darf nicht fehlen, sowie die technischen Angaben. Die technischen Daten sind soweit korrekt wiedergegeben. Bei dem Motor handelt es sich eigentlich um einen Daimler-Benz-DB-605A-Lizenzbau. 16 Maschinen waren für die italienischen Luftstreitkräfte im Einsatz. Die weiteren 274 Maschinen gingen an die faschistisch-italienischen Luftstreitkräfte der Republik von Salò. Dank seiner robusten Struktur, der ausgezeichneten Sicht sowie der Schnelligkeit und guten Manövrierfähigkeit war das Muster bei den Piloten sehr beliebt. Im Frühjahr 1944 wurden zwei Prototypen nach einigen Änderungen an der Bugsektion mit dem deutschen DB-603A-Triebwerk ausgestattet. Diese G.56 genannten Flugzeuge waren, wie man bei Tests im März 1944 herausfand, den besten deutschen und alliierten Flugzeugen jener Zeit ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen [Wikipedia].


    Da es sich noch um ein Set aus dem 55er Nummernkreis handelt, fehlt auf der Verpackung eine Maßstabsangabe. Darüber hinaus gibt es noch einen Aufkleberbogen und die Maschine wird noch auf dem schönen alten Displayständer zur Schau gestellt.


    Ich habe eine Länge von ca. 32 Noppen und eine Spannweite von 42 Noppen gemessen. Im Vergleich mit den realen Maßen ergibt sich so ein Maßstab von ca. 1:35. Damit passt das Flugzeug vom Maßstab her gut zu den anderen Jagdflugzeugen (P-40: 1:35, Corsaur: 1:38).



    Die Anzahl der Aufkleber hält sich in Grenzen, trotzdem habe ich, wie immer, auf das Anbringen der Aufkleber verzichtet.



    Die Anleitung hat ca. DIN A5 Größe und ist klammergebunden.



    Typisch für die Flugzeuge mit 55er Nummernkreis ist der Aufbau. Zunächst wird der vordere Flugzeugteil und dann das Heck gebaut und zusammengesetzt. Anschließend werden die Flügel gebaut und mit dem Rumpf verbunden. Wie man es von Cobi gewohnt ist, werden die vorhergegangenen Bauschritte ausgegraut.



    Bevor man mit dem Bau beginnen kann, sind 11 Plastiktüten zu öffnen. Das ist mal wieder ne Menge Plastikmüll der hier produziert wird und das bei nur 270 Teilen. Ein paar der Tüten waren gelocht, wie man es von den alten Plastiktüten kennt, die Lego mal verwendet hat. Da werden Erinnerungen wach :)



    Wenn man den Karton auf der richtigen Seite öffnet, kann man noch einen Blick auf die Produktionsdaten des Sets erhaschen. Das Set wurde im Juli 2017 produziert und musste fast 3 Jahre warten, bis es geöffnet und aufgebaut wurde.



    Bei nur 270 Teilen muss nicht viel sortiert werden und der Aufbau kann direkt beginnen.



    Nicht nur bei den Tragflächen müssen manche Steine erst lose zusammengelegt werden, bevor diese in einem weiteren Bauschritt befestigt werden.



    Schon nach kurzer Zeit ist der Rumpf fertig gestellt.



    Zwei gedruckte Steine werden am Flieger verbaut. Die Drucke sind von ordentlicher Qualität und es ist schön, das Cobi nicht komplett auf Aufkleber setzt.



    Die Lücke hinten am Cockpit ist nicht besonders schön, lässt sich aber verschmerzen.



    Das Tarnmuster auf den Flügeln wird durch eine Vielzahl von Fliesen realisiert. Bei den neueren Sets werden die Muster nicht mehr so aufwendig durch einzelne Steine dargestellt.



    Die Aufkleber sind den Abbildungen nach anzubringen.



    Im Internet finden sich Abbildungen des originalen Tarnmusters sowie der Wappen und Insignien (Quelle). Das Tarnmuster von Cobi weicht vom Original ab. Dies wäre aber auch nur mit aufwendigen Drucken umzusetzen gewesen. Die Farben des dreifarbigen Tarnmusters hat Cobi dafür im Gegensatz ganz gut getroffen. Die Anordnung der Aufkleber auf dem Rumpf entspricht nicht dem Original, ansonsten sind die Aufkleber aber sehr treffend dargestellt. Auch die gelbliche Unterseite der Nase stellt Cobi recht gut dar. Cobi gibt sich schon recht viel Mühe mit einer möglichst akkuraten Umsetzung.





    Abschließend noch ein paar Bilder vom fertigen Set.


    Cobi hat mit der Fiat G.55 Centauro ein interessantes Flugzeugset abgeliefert, welches in den cobitypischen Bereichen wieder voll und ganz überzeugen kann. Die Qualität der Steine ist gut und die transparenten Cockpitscheiben weisen kaum Kratzer auf. Die bedruckten Steine sind auch sehr gut. Über die Qualität der Aufkleber kann ich nichts sagen, da ich diese nicht verwende, aber viel Gutes habe ich über die Aufkleber noch nie gehört. Mittlerweile finde ich die pervers hohe Klemmkraft der Steine etwas übertrieben und manche Steine sind nur noch sehr schwer voneinander zu trennen. Da finde ich das Bauen mit den Steinen anderer Klemmbausteinhersteller angenehmer.

    Cobi gelingt die Umsetzung der Flugzeugform so la la. Während ich mit der Flügelform sehr gut leben kann, ist die Umsetzung des Rumpfes nicht zu meiner vollen Zufriedenheit gelungen. Die nach vorne abfallende Flugzeugschnauze ist zwar sehr schwer umzusetzen, zeichnet aber auch die besondere Charakteristik des Fliegers aus. Hier würde ich mir von Cobi eine neue überarbeitete Version wünschen, welche die Rumpfform des Originals besser aufgreift. Da der Flieger immer noch im Katalog geführt wird, ist eine überarbeitete Version in naher Zukunft aber eher unwahrscheinlich.

    Trotz aller Kritik kann ich jedem, der Gefallen an den Flugzeugen von Cobi findet, die Fiat G.55 Centauro empfehlen.


    Und jetzt habe ich dieses Review geschrieben ohne auch nur einmal einen Witz über Fiat zu machen. Glaubt man den altbekannten Klischees über italienische Qualität, dann waren die Piloten in ihren fliegenden Fiats die mit Abstand mutigsten Männer die jemals gelebt haben (Fiat = Fehler in allen Teilen) ;).

    Aber an dieser Stelle muss ich auch darauf hinweisen, dass die G.55 Centauro der BF109 überlegen war und nur aufgrund der geringeren Produktionsrate (1 G.55 zu 2 BF109) wurde der Bau weiterer BF109 bevorzugt. Hier haben die so qualitätsbewussten Deutschen die Quantität der Qualität vorgezogen.


    Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und nun klemmt fleißig weiter :)